Tweet von Donald Trump vom 29.12.2014.

Vor wenigen Tagen wurde in Athen die Documenta 14 eröffnet. Das Presseecho scheint bisher eher durchwachsen, so recht begeistert scheint niemand vom griechischen Ableger der Kassler Monumentalausstellung. Hans-Joachim Müller schreibt in seiner launigen, zum Teil polemischen Besprechung für die Welt: "Dass sich Szymczyks denkende Körper mit dem Denken schwer tun oder das Denken allzu leicht nehmen würden, war zu befürchten. Und vielleicht ist es gekommen, wie es kommen musste: Eine Documenta, die zuweilen erschreckend arglos geraten ist und sich mit dem intellektuell Improvisierten, lässig Angedachten zufrieden gibt."

Nicht ganz so schlecht kommt die Documenta in der TAZ weg, auch wenn Autor Andreas Fanizadeh dem Direktor Adam Szymczyk politische Vereinfachungen vorwirft.

Aus dem Bode-Museum in Berlin wurde kürzlich eine 100 kg schwere Goldmünze gestohlen. Anna Fastabend berichtet in der Süddeutschen Zeitung über den aktuellen Stand der polizeilichen Ermittlungen und beschreibt außerdem einige der spektakulärsten Kunstdiebstähle der vergangenen Jahre.

"Bliss" von Charles O'Rear ist eines der bekanntesten Bilder der Welt. Als Desktop Hintergrundbild des populären Betriebssystems Windows XP wurde es seit dessen Markteinführung im Jahre 2001 von hunderten Millionen Nutzer gesehen. Antje Joel hat den Fotografen für das SZ-Magazin interviewt und mit ihm über die Hintergründe der Entstehung des Fotos gesprochen.

Anlässlich seiner aktuellen Ausstellung in der Gagosian Galerie in New York hat Maler Albert Oehlen dem Kunstblog hyperallergic.com ein Interview gegeben. Themen sind unter anderem seine künstlerische Sozialisation, sein Studium bei Sigmar Polke, seine Zusammenarbeit mit Martin Kippenberger sowie seine bildnerischen Strategien. Interessant ist hier sein problematisches Verhältnis sowohl zur Figuration als auch zum Anspruch politischer Wirksamkeit von Kunst: "I never took figurative work seriously, even when I did it. I thought it was bullshit. [...] I didn’t believe in the possibility of transmitting a message, expression or feeling. I was a friend of Jörg Immendorff, who was very political in the beginning. He brought me into that political left wing. There was this idea that art has to serve the masses, the movement. I got indoctrinated in that and I believed it. But as soon as I tried to do something like that, I thought, 'This doesn’t work at all.'"

Inwiefern kann man oder soll man die Person des Künstlers oder der Künstlerin von dessen oder deren Werk trennen? Diese Frage ist nicht nur kunsthistorisch interessant. Sie hat auch eine moralische und politische Komponente, welche vor allem dann ins Spiel kommt wenn dem Schöpfer oder der Schöpferin schwere moralische Verfehlungen vorgeworfen werden. Ein klassisches Beispiel dafür wären Nazi-Künstler, es gibt aber auch andere Problemfelder, wie zwei Debattenbeiträge der vergangenen Tage zeigen:

Ana Mendieta, Ehefrau des Künstlers Carl Andre, stürzte 1985 unter ungeklärten Umständen aus dem Fenster ihre Appartements in New York. Andre wurde beschuldigt sie ermordet zu haben, schuldig gesprochen wurde er allerdings nie. Guelda Voien spricht in ihrem Artikel für den Observer von einer über die Jahre immer weiter zunehmenden Ablehnung Andres'. Anlässlich einer Ausstellung seiner Arbeiten im MOCA Los Angeles kam es zu Protesten nicht nur von feministischen Aktivisten, sondern auch von prominenten Protagonisten des örtlichen Kunstbetriebs. Die Autorin beschreibt in ihrem Artikel die Positionen der Verteidiger Andres' als auch die seiner Kritiker.

Einen zumindest juristisch deutlich klareren Fall beleuchtet Rachel Cooke für den Guardian. Eric Gill, ein in Großbritannien bekannter und einflussreicher Künstler der bis Ende der 1930er Jahre tätig war, missbrauchte seine beiden Töchter sexuell, als diese im Teenageralter waren. Die Autorin wurde nun im Oktober vergangenen Jahres zu einer Art Workshop eingeladen, welchen das Ditchling Museum of Art + Craft veranstaltete, in dessen Sammlung sich überwiegend Werke Gills und seiner Anhänger befinden. Ziel des Workshops sei das Anstoßen einer Diskussion gewesen um Möglichkeiten und Strategien zu entwickeln, die Täterschaft Gills stärker in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Ausgehend von der Beschreibung eben jenes Workshops mit 25 Experten zeichnet Cooke die Kontroversen nach, die die Rezeptions- und Ausstellungsgeschichte von Gills Werk in den letzten Jahren begleiteten.

Künstler und Schauspieler Shia LaBeouf hat mit zwei Kollegen ein Kunstprojekt gestartet und zwar exakt zur Amtseinführung Donald Trumps. Es heißt hewillnotdivide.us und bestand aus einer im öffentlichen Raum installierten Webcam, vor der man live gegen die Spaltungstendenzen in der amerikanischen Gesellschaft demonstrieren konnte. Eigentlich war die Laufzeit der Aktion auf die fünf Jahre dauernde Präsidentschaft Trumps ausgelegt, aber LaBeouf und seine Mitstreiter hatten ihre Rechnung ohne die Trolle der Internetplattformen 4chan und reddit gemacht ... Tilman Baumgärtel hat für die TAZ die Chronologie der Eskalation festgehalten.

Damien Hirst hat seit Jahren keinen Coup mehr gelandet. Schlagzeilen machte er eher durch die Eröffnung seines Privatmuseums in London oder durch großangelegte Immobilieninvestments. Nun hat er in Venedig seine neueste Werkgruppe vorgestellt, zu sehen in den beiden Museen des Milliardärs François Pinault. Die Story zur Ausstellung: Alle Exponate sind angeblich aus einem Schiffswrack geborgen worden, welches vor etwa 2000 Jahren gesunken sein soll. Mit unglaublichem Aufwand werde diese Erzählung in Szene gesetzt, so Jonathan Jones in seiner Ausstellungsbesprechung für den Guardian. Er hält Hirsts neue Werkgruppe für seine beste Arbeit seit "The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living".

Junge, hippe Künstler die an irgendeinem kulturellen Hotspot eine Bar betreiben – das ist immer eine Story wert. Artspace.com hat ein ausführliches Interview mit Leah Dixon veröffentlicht, eine der Gründungsmitglieder der Bar "Beverly’s", gelegen auf der New Yorker Lower East Side.

Die Kontroverse um das Bild "Open Casket" der Künstlerin Dana Schutz (siehe Presseschau vom 28.03.2017 ), welches auf der Whitney Biennale in New York zu sehen ist, ist nun auch im deutschsprachigen Feuilleton angekommen. Einen gute Zusammenfassung der Debatte um weiße Ausbeutung von schwarzem bzw. afroamerikanischen Leid innerhalb (und außerhalb) der Kunst hat Andrea Köhler für die NZZ geschrieben.

Die nun seit Wochen andauernde Debatte schien sich langsam zu beruhigen, da veröffentlichte Ryan Wong vor wenigen Tagen auf hyperallergic.com einen weiteren kontroversen Beitrag. Dana Schutz habe selbst gesagt dass sie keine Ahnung habe was es bedeute, Afroamerikaner zu sein, so der Autor. Was allerdings noch schlimmer sei, sei ihr mangelndes Bewusstsein für die Privilegien, die sie als weiße Amerikanerin genieße. Für all jene weißen Künstlerinnen und Künstler, die sich in ihrer Arbeit kritisch mit ihren Privilegien und deren problematischer Historie auseinander setzen wollten, präsentiert Wong eine Art Hausaufgabenliste. Deren harscher Tonfall dürfte nicht unbedingt zur einer wirklich konstruktiven Diskussion beitragen. Als Beispiel sei der Schluss zitiert: "Although completion of all the above assignments is encouraged, congratulating yourself will lead to an automatic fail. This is, after all, the basic work of accessing your own humanity. In fact, there are no As in this course. You don’t have to exhibit your art or solicit collectors and curators. You don’t even have to show it to me. Just do the work."