Hanno Rauterberg in einem Artikel für die Zeit, 24.02.1017.

Das etablierte Galerien-System steht in vielerlei Hinsicht unter Druck. Immer neue Akteure drängen in den Kunstmarkt und verändern die Art, wie Kunst vermarktet, kontextualisiert und verkauft wird. Ein interessantes Beispiel dafür ist Red Bull Arts in New York, ein Ausstellungshaus des gleichnamigen Energydrink-Herstellers. Artspace.com hat ein Interview mit dem Programmdirektor Max Wolf geführt, um mehr über das Modell der "corporate patronage" zu erfahren, welches Interviewer Loney Abrams folgendermaßen zusammenfasst: "[…] with the model of corporate patronage, artists are given budgets to produce projects, and they don’t have to worry about making salable works. They’re getting money whether or not they can sell, which means they can be a lot more experimental. What they make is no longer a "product" in the sense that it is in a commercial gallery." Auf die Frage, was für Red Bull bei der ganzen Sache rausspringe, gibt sich Direktor Wolf offenherzig: "It’s super simple. I mean, let’s be real – this is all marketing, right? Everything’s marketing."

Für die politisch traditionell eher links stehende Kunstwelt ist mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsindenten ein Alptraum wahr geworden. Über die "zunehmend gordische Verknotung von Kunst, Kapital und Politik" schreibt Claudia Steinberg für die Zeit: Das Verhältnis der Künstler, Galeristen und Sammler zur neuen Administration sei nicht so eindeutig wie es scheine. So seien zum Beispiel viele Milliardärskollegen Trumps Kunstsammler.

Verpackungskünstler Christo hat vor wenigen Tagen verkündet, er wollte ein seit zwei Jahrzehnten geplantes Projekt im Bundesstaat Colorado, USA, nicht mehr umsetzen, aus Protest gegen den neuen Präsidenten Donald Trump. Benjamin Sutton äußert auf hyperallergic.com Zweifel an Christos Motivation, sein Projekt einzustampfen, und verweist auf fragwürdige Kooperationen bzw. Unterstützer des Verpackungskünstlers. Sie deuteten darauf hin, dass er nicht immer so politisch sensibel ist, wenn es um die Realisierung seiner Werke geht.

"100 Secrets of the Art World. Everything you always wanted to know about the arts but were afraid to ask" lautet der Titel eines kürzlich erschienen Buchs, welches von Thomas Girst und Magnus Resch herausgegeben wurde. Letzterer machte bereits vor einigen Jahren mit seiner umstrittenen Publikation zum "Management von Kunstgalerien" von sich reden. Susanne Schreiber vom Handelsblatt kann dem neuen Werk wenig abgewinnen. Kaum Neues sei dem Buch zu entnehmen, abgesehen von wenigen Ausnahmen, darunter einige Anmerkungen von "Texte zur Kunst" - Herausgeberin Isabelle Graw: "[Sie] sieht, dass hinter der Selbstdarstellung der Kunstwelt nichts als Angst stehe: Angst, die soziale Stellung zu verlieren oder als weniger kompetent entlarvt zu werden, als es den Anschein hat. Damit dürfte sie ganz richtig liegen."

Star-Sammler und Werbeunternehmer Christian Boros hat mit dem Wirtschaftsmagazin Enorm über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Figur des Künstlers und der des Unternehmers gesprochen. Das Interview liefert einen fast schon exemplarischen Überblick über die Gründe, die aus neoliberaler Perspektive den Künstler zum prototypischem Entrepreneur machen. Hier nur eines von Boros angeführten Beispielen: "In meinen Augen sind im Silicon Valley alle Künstlertypen – alles Phäno- oder Tätertypen, die wir aus der Kunstproduktion kennen. Sie erfüllen die genannten Kriterien für Künstler: Sie sind hinterfragend, unorthodox, nicht angepasst, subversiv, nichts wiederholend, unkonventionell, disruptiv. Sie denken in Alternativen, neuen Modellen Geschäftsmodellen, Erwerbsmodellen und in ästhetischen Programmen. So wie Joseph Beuys den Kunstbegriff revolutioniert hat und wie die jungen Wilden in den 80er-Jahren es taten. Und so wie das heute die Konzeptkünstler oder die 'Postdigital Artists' machen."

Der Software-Unternehmer Hasso Plattner hat der Stadt Potsdam ein neues Museum gestiftet. Vor wenigen Tagen wurde das Barberini genannte Bauwerk eröffnet und wird seit dem von Besuchern geradezu überrannt. Ariane Lemme von der linken Tageszeitung TAZ hat sich von der allgemeinen Euphorie nicht anstecken lassen und beleuchtet in einem differenzierten Artikel die nicht ganz unproblematischen Seiten an Plattners Großzügikeit. "Das ist das grundsätzliche Problem jedes Mäzenatentums. Wer zahlt, nimmt Einfluss, wie sehr er sich aus inhaltlichen Detailfragen auch heraushält. Weil er bestimmt, was entsteht" - so die These der Autorin. Sie thematisiert vor allem die unterschiedlichen Postionen zum architektonischen Identität Potsdams, wobei nun die Freunde der historischen Rekonstruktion eindeutig im Vorteil seien.