Künstler Liam Gillick in einem Essay zur Frage "How do you fix the art world?", veröffentlicht auf artnews.com, 21.11.2016.
"#MakeTheArtWorldGreatAgain" – so könnte man das Motto der beiden folgenden Artikel zusammenfassen. "28 Ways to Change the Art World for the Better" heißt es bei news.artnet.com, deren Redaktion "respected colleagues and friends" darum bat, entsprechende Vorschläge zu machen. Beinahe zeitgleich erschien auf artnews.com ein Artikel mit dem Titel "How to Fix the Art World" (erster und zweiter Teil), welcher auf einer ganz ähnlichen Fragestellung fußt: "we wanted to know what inhabitants of the art world think is wrong with it and how they would fix it", so die Redaktion der Website. In beiden Artikeln kommen mal mehr, mal weniger bekannte Künstler, Kuratoren, Galeristen, Messeleiter, Kunsthistoriker und Kritiker zu Wort. So ergibt sich ein umfassendes Panorama der Probleme und Herausforderungen, vor denen die Kunstwelt gerade steht.
"Ginerva Gambino" lautet der Name einer jungen Kölner Galerie, die von Laura Henseler geführt wird. Kunstkritikerin Isabel Mehl hat sie für den Kunstblog kubaparis.com zu ihrer Arbeit befragt. Herausgekommen ist ein Interview, welches in seltener Klarheit Einblick gibt in das herausfordernde Tagesgeschäft einer jungen Kunstgalerie. Vor allem dessen finanzielle Seite wird ausführlich beleuchtet. Zur Preisgestaltung bemerkt Henseler: "Kunstwerke haben einen ideellen Wert. Die Preise und damit der Wert eines Kunstwerkes sind zwar immer begründbar (Lebenslauf der Künstler*innen, Produktionskosten, etc.), aber nicht direkt in den selben Wert woanders wieder eintauschbar. Das heißt, wenn ich Preise für Kunstwerke mache, dann sind das erstmal nur Behauptungen. [...] Die Galerie muss also eine Atmosphäre schaffen, die das Vertrauen der Käufer_innen immer wieder bestätigt: Sie muss messbar erfolgreicher werden, der Künstler/die Künstlerin muss erfolgreicher werden und die Werte der Kunstwerke müssen unantastbar bleiben. Deshalb gibt es bei Galerien ja auch keinen Sommerschlussverkauf."
Nicolaus Schaffhausen ist Direktor der Kunsthalle Wien. Im Interview mit dem österreichischen Kurier äußert er sich unter Anderem zum Selbstverständnis des von ihm geführten Ausstellungshauses und zur bevorstehenden Bundespräsidentenwahl. Es ist vor allem Schaffhausens klare Wortwahl, die das Interview lesenswert macht. Aus ihr spricht eine Streitlust, die sonst im Kunstbetrieb leider eher selten zu finden ist.
Aus der Kunstszene Münchens dringt gefühltermaßen wenig nach außen, lässt man die üppige Museumslandschaft einmal außen vor. Anlässlich der Ausstellung "Favoriten III. Neue Kunst aus München" im dortigen Lenbachhaus wirft Daniela Stöppel für das Spike-Magazin einen Blick auf die Aktivitäten der lokalen Szene.
Die Berliner Kunst-Werke feiern ihr 25jähriges Bestehen. Die TAZ widmet der Ausstellungsinstitution, die inzwischen in "KW Institute for Contemporary Art" umbenannt wurde, eine kleine Rückschau. Klaus Biesenbach hingegen, einer der fünf Gründungsmitglieder und inzwischen Chief Curator at Large am MoMA in New York, beschreibt in einem Artikel für artnews.com die Entwicklung der Institution aus seiner ganz persönlichen Perspektive.
Über die vielfältige Benachteiligung von Frauen im Kunstbetrieb ist schon viel geschrieben worden. Larissa Kikol hat für die Zeit einen Artikel geschrieben, welcher die unterschiedlichen Facetten dieser Problematik gut zusammenfasst und auch über Versuche berichtet, die Geschlechterungleichheit in der Wahrnehmung von Künstlerinnen und Künstlern zu bekämpfen. Ein besonders drastisches Beispiel sei das Thema "Kinder": "Bei Verkaufsgesprächen äußern Sammler, so berichten Galeristen, auch schon mal Bedenken, ob eine Künstlerin auch in Zukunft weitermalen würde – sie könne schließlich noch Kinder bekommen. Das stereotype Bild eines Künstlers als Vater ist hingegen positiver besetzt: Schließlich kann die neue Verantwortung dazu führen, dass der wilde, heimatlose Künstler weniger Drogen nimmt, besser und damit länger lebt und somit mehr Meisterwerke, also Geldanlagen, hervorbringen kann."
Henri Neuendorf, Autor bei news.artnet.com, wurde auf einer New Yorker Galerieparty die besondere Weisheit eines jungen, erfolgreichen Malers zu Teil. Dieser habe vier Motivationen ausgemacht, die besonders erfolgreiche Künstler und Künstlerinnen antreiben würden, so berichtet Neuendorff in einem Artikel für seinen Arbeitgeber: "financial success, the desire to socialize, the compulsion to create, and the freedom that the artist’s lifestyle affords." Die Erfolgreichsten würden von allen vier Aspekten gleichermaßen motiviert. Neuendorff scheint all dies ziemlich plausibel, fügt aber noch hinzu: "Other factors such as talent, skill, creativity, timeliness, and a little bit of luck are crucial too."
Ein weiteres Beispiel für die aktuell angesagte diskursive Verquickung von Silicon Valley Spirit und einem in der Kunst verwurzelten Kreativitätsimperativ liefert ein Artikel mit dem Titel "How Viewing Tech as Art Is on the Horizon", erschienen im Observer. Autor Gideon Kimbrell ist selbst Programmierer und Startup-Gründer. Die von ihm angeführten Analogien zwischen Technologie und Kunst fallen merkwürdig grob und unplausibel aus und laufen mehr oder weniger auf die Begriffe "Innovation" und "Kreativität" hinaus. Kimbrells Prognose für die nahe Zukunft: „The intersection of art and technology will only become stronger over time. A decade from now, startups will hire simply for a “creativity” factor in candidates that will predict how quickly and effectively they can innovate.“