Leserkommentar zum FAZ-Artikel über die Kunstsektion der Frankfurter Buchmesse.

Donald Trump wird der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. In der traditionell eher linksliberale Kunstszene löste das Wahlergebnis große Wut und Verzweiflung aus. Zu den erhellendsten Selbstanalysen, die in den vergangenen Tagen veröffentlicht wurden, gehört ein Artikel mit dem programmatischen Titel "'Political' Art: A Failed Project", nachzulesen auf dem Blog Caesura. Die Kunstwelt habe nahezu geschlossen hinter Hillary Clinton gestanden, die Wahl aber habe Trump gewonnen, dem fast keine Unterstützung von Künstlern zuteil wurde. "The effective slogan of the vast majority of the political art of the past 50 years has been more of the same, but slightly better!", so die Behauptung der Autorin, Allison Hewitt Ward. Die politische Kunst habe so den dramatischen Wunsch nach Veränderung nicht adressieren können, den die amerikanische "working class" in die Arme Trumps getrieben habe: "The field of art lost sight of alternative worlds some time ago."

Künstler und Aktivist Ai Weiwei hat vor wenigen Tagen diverse Ausstellungen mit neuen Arbeiten in New York eröffnet. Vor etwa zwei Wochen lud das Brooklyn Museum zu einem öffentlichen Gespräch zwischen Weiwei und der kubanischen Künstlerin Tania Bruguera, die, ebenso wie der chinesische Dissident, für ihr angespanntes Verhältnis zur politischen Führung ihres Heimatlandes bekannt ist. Angela Brown war für artnews.com vor Ort und berichtet in ihrem Artikel von merkwürdigen Spannungen zwischen den beiden Künstlern, welche vor allem von Ai Weiwei auszugehen schienen.

Das berühmte Architekturbüro Herzog & de Meuron hat den Wettbewerb für die Gestaltung des Berliner Kulturforums gewonnen - jenes Platzes also, welcher sich zwischen Neuer Nationalgalerie und Berliner Philharmonie befindet. Die Reaktionen auf den Entwurf der Schweizer fielen nicht nur positiv aus; manch einer fühlte sich an ALDI-Märkte oder Scheunen erinnert. In einem ausführlichen Artikel für die FAZ beschreibt Niklas Maak die wichtigsten Streitpunkte dieses städtebaulichen Großprojekts und stellt auch einige der alternativen Entwürfe vor, die es bis in die Endrunde des Wettbewerbs geschafft haben.

Was macht eigentlich Amalia Ulman? Nach ihrer schwer gehypten Instagram-Performance schienen die Erwartungen hoch zu sein. Anika Meier hat sich für Monopol mit den aktuellen Werken Ulmans beschäftigt, darunter eine sowohl über Instagram als auch über klassischere Kanäle verbreitete Arbeit über die Unvereinbarkeit von Schwangerschaft und künstlerischem Beruf sowie über den Druck von Rollenbildern. Meier schreibt: "Mit ihrer ersten Performance konnte sie überzeugen, weil niemand damit rechnete, dass es sich um ein Kunstwerk handelte. Jetzt liegt der Verdacht allzu nahe [...]" Ihre aktuelle Performance hinterlasse "[...] das komische Gefühl, ein guter Freund würde einen Witz zum zweiten, dritten und vierten Mal erzählen und man selbst lacht nur noch etwas verlegen aus Höflichkeit."

Mit dem Scheitern in der Kreativökonomie beschäftigt sich Christian Saehrendt in der NZZ. Die Zahl der Künstler, die aufgeben würden, sei schwer zu ermitteln, da es kein empirisches Material dazu gebe, so Saehrendt. Augenscheinlich sei, dass "[...] vor allem Künstlerinnen (und auch einige Künstler) aufgeben, weil sie eine Familie gegründet haben. Dann kommt nicht nur die zeitliche Einschränkung und physische Belastung dem kreativen Schaffen in die Quere, sondern auch der Zwang, durch einen Brotberuf ein Einkommen zu erzielen, das die Familie durchbringt. Auch kann eine Heirat zur Zerstörung alter Freundschafts- und Kollegennetze führen, nicht selten verbunden mit einem Umzug in Gegenden, wo keine Kunstszene existiert."

Luxusmarken und -kaufhäuser setzen vermehrt auf die Präsentation von Kunstwerken, um ihren Kunden ein besseres Einkaufserlebnis zu bieten. Melanie Abrams beschreibt in ihrem Artikel für die New York Times gegenwärtige Ausformungen dieses Trends und erinnert an die lange Tradition, Kunst und Shopping produktiv zu vermischen.

Wie Künstler das Urheberrecht dazu verwenden, Kontrolle über die Rezeption und Kontextualisierung ihrer Werke auszuüben, beschreibt Wolfgang Ullrich in einem Essay für den Perlentaucher. Sie würden so die kritische Auseinandersetzung mit ihrer Arbeit verhindern. Als Autor diverser Bücher, die sich kritisch mit Phänomenen der Gegenwartskunst auseinandersetzen, spricht Ullrich aus eigener Erfahrung. So sind es vor allem die vielen konkreten Beispiele, die den Artikel wirklich lesenswert machen.