... schreibt Simon Brückner in seinem Essay "Alles umsonst im Netz? - Kreativwirtschaft in der digitalen Zukunft" für das Deutschlandradio und ergänzt: "Kreativität ohne das Risiko, dass nichts dabei heraus kommt, kann es nicht geben."
Die Net.Art-Künstler der neunziger Jahre arbeiteten mit den strukturellen und ästhetischen Möglichkeiten des Internets und produzierte überwiegend Werke, die schwer bis unmöglich auszustellen oder zu kommodifizieren waren. Das Magazin Spike9 hat nun einen umfassenden Rückblick auf die Anfänge der Netzkunst veröffentlicht, in welchem vier der damaligen Protagonisten ihren Blick auf die Bewegung darlegen: UBERMORGEN, JODI, Vuk Cosic und Olia Lialina. "Es ist nur ein bescheidener Versuch, Licht auf ein paar Themen zu werfen, die die erste Welle internetbasierter Kunst bestimmten; ihren Stellenwert in der jüngsten Kunstgeschichte zu verstehen; zu zeigen was ihr Erbe ist und was davon in einer komplett veränderten Umgebung geblieben ist", so die Beschreibung Vuk Cosics zur vorliegenden Rückschau.
Warum "Medienkunst" noch immer nicht völlig im Mainstream angekommen ist hat vielfältige Gründe. The Art Newspaper hat Protagonisten aus den unterschiedlichsten Bereichen des Kunstbetrieb nach ihrer Einschätzung zum Thema gefragt.
Maike Wetzel hat für den Freitag ein Interview mit dem Schriftsteller Philipp Schönthaler geführt, welches sich vor allem um die Strategie des sogenannten Storytellings dreht. Dabei betten Firmen ihre Produkte oder Marken gezielt in Erzählungen ein, die viel wirksamer seien als eine eher faktenbasierte Kommunikation. Wie soll die Literatur mit solchen Phänomenen umgehen? "Die Erzähltheorie besagt, dass man eine unwahre Erzählung zwar richtigstellen kann, ihren Bann bricht man dagegen nur mit einer neuen Erzählung […] Man muss den gepflegten Rasen verlassen, auf den sich die Literatur aus einer Ansteckungs- oder Profanierungsangst vor Phänomenen wie dem Management gern zurückzieht", so Schönthalers Empfehlung.
Die Frankfurter Buchmesse hat zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine eigene Kunstabteilung geschaffen, welche auf den technisch-kontemporären Namen "The Arts+" getauft wurde. Kolja Reichert war für die FAZ vor Ort und stellt fest: "Unter künstlerischen Gesichtspunkten ist diese Ausstellung in ihrer Jahrmarkthaftigkeit ein Witz [...]“. Er nimmt die Messe zum Anlass, über die "Verkunstung der Welt" im Allgemeinen und das Verhältnis von Literatur und Bildender Kunst im Besonderen nachzudenken: "In der Wende vom Werk zum Ereignis, die alle kulturellen Felder erfasst, hat die Bildende Kunst der Literatur einiges voraus. Lese ich die Raubkopie eines Buches, habe ich das Werk vor mir. Stehe ich vor der Raubkopie eines Kunstwerks, habe ich das Werk nicht. Kunst, so verschiffbar sie sein mag, kann also, besser als andere Formen kulturellen Veröffentlichens, Orte im engen Sinne herstellen: etwas, das jetzt gerade nur hier ist."
"The Creative Time Summit is the leading conference devoted to explore the intersection of art and politics", so lautet die unbescheidene Selbstbeschreibung auf der Website eben jener Konferenz, deren aktuelle Ausgabe vor etwa zwei Wochen in Washington DC stattfand. Die Tatsache, dass die Veranstalter auch Vertreter der Nackt-Aktivistengruppe FEMEN eingeladen hatten, provozierte nicht nur Beifall. Hyperallergic.com veröffentlichte vor wenigen Tagen den offenen Brief einer anonymen Gruppe namens QOLEKTIV, in dem diese die Organisatoren der Konferenz heftig kritisierten. FEMEN würden für folgende, höchst problematische Positionen stehen: "a deep rooted Islamophobia and racism embodied in current American and European politics; the equally problematic assumption that there is a singular, universal feminist position; and the arrogance to presume to speak on behalf of women all over the world, some of whom are deemed by FEMEN as too oppressed to speak for themselves." Schuld an der Fehlentscheidung der Veranstalter sei "[...] the absence of significant diversity at all levels of Creative Time.“ Die radikale Forderung des Kollektivs: "[...] the decolonization of the entire staffing system of Creative Time, and all such arts organizations based in Europe and North America."
Das New Yorker New Museum hat 2014 ein äußerst ungewöhnliches Projekt gestartet – einen Business Incubator für Startups, welche im weitesten Sinne im Bereich der creative economy tätig sind. Für Autor Mike Pepi ist die Existenz von "New Inc" geradezu beispielhaft in seiner Vermischung von Kunst, Unternehmertum und Silicon Valley Spirit. In seinem äußerst erhellenden, im Magazin Art in America erschienenen Essay umschreibt er sein Unbehagen gegenüber dieser Konstellation folgendermaßen: "In any case, New Inc is less an experimentation in institutional practice than a tweaking of institutional identity, one that brings the museum squarely in line with the new age of the entrepreneur. […] The art institution cannot help but communicate the nature of its cultural moment. Our much-celebrated regime of digital innovation has also brought about tremendous disintegration. As opportunity abounds, so does competition. An increasingly large number of people are self-employed, which is to say desperate and scrambling. They are liberated from institutions, but protected by none. Precarity is repackaged as a lifestyle choice for scrappy and energetic youths, romantic images of whom are ripped straight from the Horatio Alger tales of our new Silicon Valley titans. But there’s not much choice at all. Artists, writers, curators, performers, and everyone else under the new umbrella of 'creatives' have never been so forced to rely on their own exertions."