Hanno Rauterberg hat für die Zeit ein Interview mit Gerhard Richter geführt, das sich vor allem um Richters unglaublichen Erfolg auf dem Kunstmarkt dreht. Die Nüchternheit und Unaufgeregtheit, mit der Richter den Rummel um seine Arbeit betrachtet, wirkt sympathisch, kippt aber manchmal fast in Naivität: "Die Zeit: Ich vermute, dass Fotografen wie Andreas Gursky ihre Werke deshalb künstlich knapp halten – auf diese Weise können sie den Markt noch weiter anheizen." Die Antwort Richters: "Da haben Sie recht, gerade für Fotografen ist das großer Unsinn. Die verhalten sich marktgerecht, weiter nichts. Dabei könnte ein Gursky so billig sein, dass sich ihn jeder leisten könnte. Nur vielleicht ein wenig kleiner im Format. Die sind ja immer so ungeheuer groß." So beschleicht einen nach der Lektüre des Interviews das Gefühl, Richter habe sich soweit vom Zeitgeist abgekoppelt, dass wirklich interessante Äußerungen zur Kunst von ihm nicht mehr zu erwarten sind.
Gerade ist die erste #MuseumWeek auf Twitter zu Ende gegangen. Unter diesem Hashtag verbreiteten 2200 Museen aus der ganzen Welt für eine Woche Schnappschüsse und Interna aus ihrem Betriebsalltag. Die gefühlte Notwendigkeit, das eigene Vermittlungsangebot in den digitalen Raum auszuweiten, scheint immer weiter zuzunehmen – was sich unter anderem an der im Vergleich zum letzten Jahr extrem gestiegenen Anzahl der teilnehmenden Institutionen ablesen lässt. In einem Artikel für die Welt äußert sich Verena Straub kritisch über die Wirksamkeit solcher Aktionen: "Während der ersten drei Tage fällt auf, dass die meisten Tweets – vor allem die deutschen – hauptsächlich von den Kulturinstitutionen oder von Kunstbloggern stammen. Wo sind die Normalbesucher, wo das vielbeschworene 'jüngere Publikum', das gerade durch die Social-Media-Kanäle angesprochen werden soll?" Straubs Fazit: "Allein die Öffnung für die sozialen Medien reicht offenbar nicht aus, hierarchische Strukturen in der Museumsvermittlung aufzubrechen."
"Is the iPhone a Blessing or a Curse for Art and Artists?", fragt Ben Davis auf news.artnet.com und erklärt: "In effect, I realized, now every art show […] is by default a multimedia experience for a great portion of the audience, because interaction via phone is a default part of the way people look at the world." Davis warnt vor einer ausschließlich pessimistischen Betrachtung dieser neuen, digital vermittelten Rezeptionsweise und führt als historisches Beispiel Hans Namuths Fotografien von Jackson Pollocks Maltechnik an: "They were meant as documents of the famed artist's process. But all over the world, people looked at them and saw something else. In Japan, Jirō Yoshihara and other members of the Gutai group saw them as signal of a new kind of 'performance painting', where the event of creation was as important as the product. In the States, Allan Kaprow had the exact same kind of epiphany: He would credit Pollock as the godfather of Happenings." Diese produktiven Missverständnisse sollten durchaus als Chance verstanden werden.
Der Deutschlandfunk hat ein Feature über die weniger schönen Seiten des Kunst- und Kulturbetriebs produziert. Vor allem das Mäzenatentum wird dabei einer kritischen Revision unterzogen: "[Der Einsatz der Mäzene] ist manchmal nicht ganz so uneigennützig, wie es scheint. Oft genug wird das gutwillige Publikum an der Nase herumgeführt, unterscheiden sich die Umtriebe der Kultureliten nur wenig von Mauscheleien und Vetternwirtschaft, wie sie aus der restlichen Unternehmens- und Finanzwelt vertraut sind." Dabei wird nicht nur das Kunstbusiness unter die Lupe genommen, auch fragwürdige Praktiken im Literatur- und Filmbereich werden in dem Feature beleuchtet.