"Should museums ban selfie sticks? Well, how can they? Museums are practically the reason those things were invented."Kriston Capps hat für citylab.com einen leicht polemischen Artikel über die zunehmende Spektakularisierung von Museumsausstellungen zur zeitgenössischen Kunst in den USA geschrieben – fundiert und unterhaltsam.

The Art Newspaper hat herausgefunden dass fast ein Drittel aller wichtigen Einzelausstellungen in US-amerikanischen Museen zwischen 2007 und 2013 von Künstlern bestritten wurden, die von nur fünf unterschiedlichen Megagalerien vertreten werden. Über diese erstaunliche Machtkonzentration und ihre Hintergründe kann man sich hier informieren.

Wolfgang Ulrich wettert in der Zeit gegen eine Kunstvermittlungspraxis, die sich auf die Fahnen geschrieben zu haben scheint, wirklich JEDEM die Beschäftigung mit Kunst möglich zu machen: "Kunstmuseen sind innerhalb der letzten zwanzig, dreißig Jahre zu führenden Institutionen engagierter Sozialpolitik geworden." Banalisierung drohe; Kunstvermittlung werde oft ohne Rücksicht auf die Kunst betrieben.

Auf spikeartmagazine.com schreibt Nik Kosmas, ehemals die zweite Hälfte des Künstlerduos "AIDS-3D" und einer der frühesten Vertreter der "Post Internet Art", über die Gründe für seinen Ausstieg aus dem Kunstgame und seinen neuen Lebensentwurf. Ein wirklich lesenswertes Statement von manchmal erstaunlicher Härte: einerseits eine Abrechnung mit seiner alten Künstlerexistenz, andererseits eine Propagandaschrift für einen leistungsorientierten Lebensstil neoliberaler Ausprägung.

Es ist ein wichtiges, aber merkwürdig unterbelichtetes Thema: "Kinder in der Kunstwelt". Die Zeitschrift Spike startet jetzt eine Serie zum Kunstbetriebsnachwuchs; den Anfang macht ein Interview mit der Kritikerin, Professorin und Herausgeberin von Texte zur Kunst: Isabelle Graw.

Eine wirklich erhellende Kritik zu Simon Dennys aktueller MOMA PS1-Show hat Mostafa Heddaya für blouinartinfo.com abgeliefert, welche kein gutes Haar an der gesamten künstlerischen Praxis des selbsternannten "tech world fanboy" lässt. Einzige Ausnahme: Dennys außergewöhnlich effektives Selbstmarketing.

Spike-Redaktuer Timo Feldhaus hat sich mit Jon Rafman getroffen und ihm ein paar lesenswerte Sätze entlockt. Rafman ist sicher einer der interessantesten Künstler, die unter dem Label "Post Internet Art" gehandelt werden, und entsprechend lohnenswert ist auch die Lektüre des kurzen, interviewartigen Textes.

Banksys Besuch im Gaza-Streifen hat vor einigen Wochen weltweit für Aufsehen gesorgt. Er hinterließ dort einige Graffiti mit politischen Anspielungen in den Trümmern die natürlich nach kürzester Zeit abgetragen und verkauft wurden. Über die fragwürdige politische Attitüde des Kunststars macht sich Gesine Borcherdt in Springers Welt Gedanken und kommt zu dem Schluss: "Mit einer Spende hätte der Großkünstler Banksy mehr Bürgerpflicht demonstriert als mit einer Kunstaktion, die am Ende doch nur wieder dem einen dient: Banksys eigener Popularität."

HUO und kein Ende. Die Zeit hat den Superkurator Hans Ulrich Obrist einige Tage begleitet und daraus ein ausführliches, differenziertes Portrait des hyperaktiven Schweizers destilliert – lesenswert.

Wie verdienst man im Internet Geld mit Kunst? Dieser Frage geht Klaus Esterluss für die Deutsche Welle nach und stellt Akteure, Strategien und Plattformen vor. Der Markt solle in den nächsten Jahren gewaltig wachsen. Ein Problem allerdings bleibe immer bestehen: "[...] Farbe, Gewicht, Geruch und Haptik, die 'naturgemäß eine große Rolle spielen', könne das Netz eben nicht ersetzen. 'Es ist mindestens genauso wichtig, Arbeiten in Galerien auszustellen, wie Objekte im Internet zu verkaufen.'"

In Berlin bahnt sich ein erstaunlicher Personalwechsel an – die Leitung der Volksbühne soll möglicherweise von Chris Dercon übernommen werden, der im Moment noch Direktor des Museums Tate Modern in London ist. Felix Stephan schreibt für die Zeit über die damit einhergehende Kontroverse und schlägt sich klar auf die Seite derer, die kuratorische Ansätze in ihre Theaterarbeit integrieren: "Die Gegenwartskunst, wie sie Kuratoren wie Hans Ulrich Obrist und Chris Dercon geprägt haben,[...] ist heute [...] so internationalisiert, dass sie das Nebeneinander der Weltanschauungen, der Kunstbegriffe, die Ambivalenz der Bedeutungsangebote und Selbsterzählungen sehr viel klüger und selbstverständlicher verhandelt als das Gros des anti-bürgerlich-bürgerlichen Theaters in Deutschland."