Die 56. Biennale von Venedig wurde vor wenigen Tagen eröffnet. Direktor Okwui Enwezor hat dem von ihm kuratierten Teil des Kunstfestivals einen stark politischen Anstrich gegeben, was nicht nur positiv aufgenommen wurde. JJ Charlesworth hat für Artnet eine gelungene Abrechnung mit der Scheinheiligkeit solcher kritischer Biennalen geschrieben. Eine weitere empfehlenswerte Kritik zur Großveranstaltung liefert Benjamin Genocchio, ebenfalls auf Artnet.

Simon Denny vertritt sein Heimatland Neuseeland auf eben jener Biennale und hat für seine Arbeit, die in der venezianischen Marciana-Bücherei und zum Teil auch im Flughafen der Stadt zu sehen ist, den Grafikdesigner ausfindig gemacht der für das Erscheinungsbild der von Edward Snowden geleakten NSA-Dokumenten verantworlich war. Die Hintergründe der Geschichte kann man in einem interessanten Artikel des Guardian nachlesen.

Gerade ist eine spektakuläre Auktionswoche zu Ende gegangen, während der wieder zahlreiche neue Rekordpreise erzielt wurden. Aufsehen erregte vor allem das Ergebnis für ein Bild von Picasso, das für 179,4 Millionen Dollar den Besitzer wechselte und damit nun als das teuerste Bild gilt, was je auf einer Auktion verkauft wurde. In der FAZ versucht Rose-Maria Gropp, etwas Nüchternheit in die aufgeregte Berichterstattung zu bringen. Bizarres Detail am Rande: New Yorks lokaler Fernsehsender Fox5 hat die Brüste der abgebildeten Frauengruppe in einem Beitrag unkenntlich gemacht und sich so jede Menge Spott eingehandelt.

Auf dismagazine.com ist ein ausführliches Interview mit dem Internetkünstler Rafaël Rozendaal veröffentlicht worden, der sich bereits seit vielen Jahren mit web-basierter Kunst beschäftigt. Seine wahrscheinlich besten Arbeiten sind allerdings die Haikus die er regelmäßig schreibt. Kleine Kostprobe: „amazing / incredible / see you later“.

„Post-Internt Art“ hat es auf die Startseite von Spiegel Online gebracht! Kolumnist Georg Dietz hat ihr einen kurzen Artikel gewidmet, in welchem er sie historisch einordnet und schließlich ganz allgemein für gut befindet. Ob sie damit endgültig im Mainstream angekommen ist, ist allerdings mehr als fraglich - zu knapp und gleichzeitig zu allgemein fällt seine Beschreibung ihrer Relevanz aus, als dass sie für den interessierten Laien nachvollziehbar wäre.

Dietz verwendet am Ende seines Artikels den Begriff „akzelerationistisch“, um die P-I A zu charakterisieren. Wer genauer wissen möchte was es mit diesem Begriff auf sich hat, dem sei das Radiofeature „Das akzelerationistische Manifest“ ans Herz gelegt. „Seit Kurzem gibt es in Deutschland eine neue politische Philosophie, die sich mit den globalen Katastrophen unserer Zeit beschäftigt. Sie will mit Mitteln des Kapitalismus den Kapitalismus stürzen. Sie ist eine Mischung aus Techno, Terminator und Marx. Ihr Name: Akzelerationismus“, so der Teaser der Sendung.

Lars Henrik Gass, seines Zeichens Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, hat für den Freitag Hans Ulrich Obrists aktuelles Buch, „Kuratieren!“, gelesen, und es zum Anlass genommen, sich ganz allgemein Gedanken über die Rolle des Kurators im zeitgenössischen Kunstbetrieb zu machen. Seine nicht unbedingt positive Bestandsaufnahme kann man hier nachlesen.

Der Guardian hat kürzlich ein ausgezeichnetes, äußerst ausführliches Interview mit dem Maler David Hockney veröffentlicht. Hockney gibts sich trotz seiner inzwischen 77 Jahre rebellisch: “Bohemia was against the suburbs, and now the suburbs have taken over,” he says. “I mean, the anti-smoking thing is all anti-bohemia. Bohemia is gone now. When people say, well wasn’t it amazing saying you were gay in 1960, I point out, well, I lived in bohemia, and bohemia is a tolerant place. You can’t have a smoke-free bohemia. You can’t have a drug-free bohemia. You can’t have a drink-free bohemia. Now they’re all worried about their fucking curtains, sniffing curtains for tobacco and stuff like that.”