Der Berliner Künstler und Unternehmer Raphael Horzon hat mit der Taz über seine aktuellen Projekte gesprochen, darunter die Expansion seines Möbelgeschäfts "Moebel Horzon", das genau einen Regaltyp im Angebot hat. Weitere Themen sind seine zahlreichen geschäftlichen Misserfolge (u.a. eine gescheiterte Partnertrennungsagentur) und seine Visionen für die Zukunft Deutschlands.
Artspace.com hat ein ausführliches Interview mit dem Kunstsammler Alain Servais veröffentlicht. Servais wirft als ehemaliger Investmentbanker einen sehr klaren Blick auf die verwirrenden und zum Teil äußerst korrupten Strukturen des Kunstmarkts. Wer sich für die Abgründe der globalen Kunstindustrie interessiert, wird an seinen Anekdoten seine wahre Freude haben.
Appropriation Art Künstler Richard Prince erregt mal wieder die Gemüter. Bereits seit letztem Jahr verwendet Prince Fotos von Instagram Usern, die er auf riesige Leinwände drucken lässt und dann zu horrenden Preisen verkauft. Keiner der Nutzer wurde um Erlaubnis gefragt, was schon 2014 zu Kontroversen führte. Jetzt haben die sogenannten "SuicideGirls" zurückgeschlagen und Reproduktionen von Prince' Arbeiten, in denen ihre Fotos verwendet wurden, zu je 90$ angeboten (zum Vergleich: 90,000$ kosten die "Originale"). Details zur Affaire erfährt man aus einem Interview mit der Kritikerin Paddy Johnson, welches Artnet veröffentlicht hat.
Das Projekt roch von Anfang an nach Ärger, jetzt ist es tatsächlich schon nach wenigen Wochen beendet worden: Christoph Büchels Biennale-Beitrag "The Mosque". Büchel richtete in einem profanisierten Kirchengebäude im Zentrum Venedigs eine Moschee ein, die auch tatsächlich als solche benutzt wurde. Aufgrund von fadenscheinigen Gründen wurde die Installation vor wenigen Tagen geschlossen. Einen sehr guten Artikel über die Kontroverse hat Andrew Russeth für Artnews.com geschrieben. Er plädiert für eine Wiedereröffnung von Büchels Arbeit und nimmt überzeugend die Gegenargumente der Kritiker auseinander.
Wir bleiben beim Thema "politische Kunst auf der Venedig-Biennale": Thomas Steinfeld schreibt auf Sueddeutsche.de über das parasitäre Verhältnis von gesellschaftskritischer Kunst zu ihrem Gegenstand: "So arbeitet eine Kunst, die mit erhobenem Zeigefinger auf Dinge weist, an deren schrecklicher Bedeutsamkeit sie partizipieren will, ihrer eigenen Geltung wegen und ohne dass es sie etwas kostete. Und so entsteht der Widerspruch einer Kunst der moralischen Geste, die ein allseits beklagtes Übel der Welt spektakulär noch einmal anklagt, ohne zu reflektieren, dass sie diesem Übel ihre großen Auftritte verdankt."
Eine äußerst zynische Ausstellungsbesprechung hat Klaus Ungerer für den Freitag geschrieben. Seine Zielscheibe: Van Gogh Alive, eine multimediale Wanderausstellung, die jetzt zu Gast in Berlin ist. Es klingt in der Tat bizarr, was der Autor zu berichten hat: "Van Gogh Alive präsentiert in der Alten Münze, einer der sogenannten Eventlocations in Berlin-Mitte, sein Werk so, dass man es auch nach einem anstrengenden Tag mit der Familie oder intensivem Konferieren oder einer längeren Busreise auf sich wirken lassen kann: Als Gigantoinstallation, als Projektion über drei dunkle Räume, auf meterhohen Projektionsflächen strahlen seine Bilder in wilder Kombination und Dekomposition durcheinander, Mitfilmen und Abknipsen definitiv erlaubt."
"Was tun mit Hitlers Lieblingskunst?" fragt die Deutsche Welle. Anlass ist der Fund von monumentalen Nazi-Kunstwerken bei einer Polizeirazzia in Bad Dürkheim vor etwa zwei Wochen. Bisher habe es fast keine wissenschaftliche Aufarbeitung von NS-Kunst gegeben: "'Es gibt den Vorwurf, alles sei Kitsch, andere sagen, es sei Propaganda. Auf gar keinen Fall handele es sich um Kunst.' Diese Gemengelage habe dazu geführt, dass eine Auseinandersetzung mit der NS-Kunst jahrzehntelang nicht oder nur sehr zögerlich gegeben habe." Das habe sich erst in den letzten Jahren geändert.
Und zum Schluss ein Bericht in der Taz über den Künstler Paolo Cirio, der ??? im Internet aufspürt und dann im öffentlichen Raum plakatiert. Ein weitere tolle Arbeit von Cirio: "Er hackte den Server, auf dem die Namen der Unternehmen gespeichert sind, die im Steuerparadies Cayman Islands registriert sind. Diese Briefkastenfirmen verkauft er nun auf einer eigenen Website für 99 Cent – 'damit endlich jeder so Steuern hinterziehen kann wie ein multinationales Unternehmen.'"