Einen etwas alarmistischen Artikel über die angeblich mangelhafte internationale Konkurrenzfähigkeit des deutschen Kunstmarkts hat Artnet veröffentlicht. Im Vergleich zur ökonomischen Stärke des Landes sei eben dieser erstaunlich unterentwickelt.

Schuld daran sei vor allem das hemmende politische Framework – Stichwort Mehrwertsteuererhöhung für Kunst und das neue Kulturgutschutzgesetz. Diese äußerst negative Auslegung der gegenwärtigen Situation dürfte vor allem auf die Interessenlage der befragten Personen (Auktionshausleiter und Galeristen) zurückzuführen sein. Im Interview mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters, welches Swantje Karich für die Welt geführt hat, lernt man hingegen die Argumente der Gegenseite kennen. Im Gespräch mit Karich erläutert und begründet Grütters ausführlich ihr neues Gesetz zum Schutz von nationalem Kulturgut und verteidigt sich gegen die Kritik des Kunsthandels.

Um In-Game Fotografie dreht sich ein interessanter Artikel, den Hopesandfears.com kürzlich veröffentlicht hat. Dabei handelt es sich um künstlerische Fotografie, die jedoch ausschließlich innerhalb von Computerspielen praktiziert wird. "The barrier between what's real and imagined is breaking down, and photographers of virtual worlds are (perhaps unwittingly) documenting the transition", so das Fazit von Artikelautor Richard Moss.

Heimo Zobernig, österreichischer Künstler und Diskursliebling, vertritt gerade sein Heimatland auf der Biennale in Venedig. In einem Interview mit Daniel Baumann von Spike spricht er über das Künstlersein früher und heute.

Vor einigen Wochen fand im New Yorker New Museum die von Rhizome.org organisierte Konferenz "Seven On Seven" statt. Das jährlich stattfindende Event bringt Künstler und "technologists" zusammen, mit der Aufforderung, sich einen Tag zusammen zu setzen und etwas Neues zu entwickeln, um dann die Ergebnisse ihrer Kollaboration in einem Vortrag vorzustellen. Teilnehmende Künstler waren unter anderem Liam Gillick, Ai Weiwei und Trevor Paglen. Aus dem Tech-Lager wurden u.a. Jacob Appelbaum (Wikileaks-Aktivist und Swoden-Vertrauter), Rus Yusupov (Mitgründer der Videoapp Vine) und Mike Krieger (Mitgründer von Instagram) eingeladen. Die einzelnen Präsentationen sind jetzt auf Vimeo abrufbar. Es lohnt sich auf jeden Fall sich auch durch die Aufzeichnungen von älteren 7on7 Konferenzen zu wühlen, welche im gleichen Channel verfügbar sind. Erstaunlich häufig entwickeln sich aus den Kooperationen sehr interessante Ideen, auch wenn diese auf Grund des Zeitlimits selten über den Stand einer Skizze hinaus gehen.

Ziemlich uninteressant ist leider der Film von Laura Poitras geworden, den sie über die Zusammenarbeit von Jacob Appelbaum mit Ai Weiwei produziert hat, was vor allem der mittelmäßig spannenden Idee der beiden Protagonisten zu verdanken ist. Weiweis merkwürdige Indifferenz der ganzen Sache gegenüber macht alles noch schlimmer und lässt die Situation manchmal fast unfreiwillig komisch erscheinen.

Poitras Gespräch mit Kate Crawford über Kunst und Überwachung, welches eine Erweiterung ihrer gemeinsamen Keynote-Diskussion für 7on7 darstellt, ist allerdings wirklich empfehlenswert. Laura Poitras, die gerade letztes Jahr mit einem Oskar für ihre Edward Snowden Dokumentation "Citizen Four" ausgezeichnet wurde, beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit der Funktion den Auswirkungen von Überwachung und Überwachungstechnologie.

Dazu passend berichtet Sueddeutsche.de über ein kontroverses Projekt einer Künstlergruppe, deren Mitglieder sich als ehrenamtliche Helfer des US-amerikanischen Geheimdienstes NSA ausgeben. Mit in Bars, Restaurants und Galerien versteckten Abhörgeräten nehmen sie privateste Unterhaltungen von nichtsahnenden Menschen auf, um sie dann im Internet zu veröffentlichen. Für alle, die das vermeiden möchten, hat einer der Aktivisten eine einfache Empfehlung: "Wenn du wissen willst, ob wearealwayslistening.com in deinem Lieblingscafé mithört, schau doch einfach mal unter den Tisch, bevor du deinen Kaffee bestellst."

Einen ausführlichen Artikel über die Geschichte und Gegenwart von Kunst im öffentlichen Raum in Deutschland hat Dominikus Müller auf Frieze-magazin.de veröffentlicht. Darin widmet er sich auch der scheinbar natürlichen und daher gern vergessenen Grundlage dieser Kunst – eben jenem immer weiter im Verschwinden begriffenen "öffentlichen" Raum: "Letztlich ist die Grenze zwischen 'öffentlich' und 'privat' längst derart brüchig, dass man nicht mehr genau weiß, was überhaupt noch was ist. Nicht nur, dass immer mehr öffentlicher Raum faktisch privatisiert wird, auch Städte selbst behandeln den verbleibenden öffentlichen Raum nach Prämissen der Vermarktung. Städte gehorchen längst einer radikalen Form von Standortmarketing, funktionieren nach dem, was der Soziologe Andreas Reckwitz in Anlehnung an Michel Foucault 'kulturelle Gouvernementalität' nennt: ein Regime der Kreativität. Kultur ist Teil des Herrschaftsmechanismus geworden."

Carlos Rivera, Gründer der umstrittenen Plattform artrank.com ist sicher einer der kontroversesten Figuren im gegenwärtigen Kunstbetrieb. In einem Interview mit artspace.com äußert sich der 28jährige ausführlich zu seinem bisherigen Werdegang und seine Sicht auf den Kunstmarkt. Dabei lässt er keinen Zweifel daran dass er Kunst ausschließlich als Anlageobjekt begreift. Allerdings habe all dies nichts mit "guter" oder "schlechter" Kunst zu tun: "There’s nothing to say that Art Rank can truly tell you what the value of a work is so much as I can tell you what the effective market price of an object is. I’m never saying that something is good or bad." Wer sich also nicht ernsthaft für Wirtschaft interessiert, sollte um diesen Artikel einen großen Bogen machen.