Sara Friedlander, Abteilungsleiterin beim Auktionshaus Christie’s; zitiert in einem Artikel der New York Times vom 30.07.2017.
Über die vielfältigen Gründe, Kunst zu hassen, schreibt der Blog mas-ultra.world in einem bemerkenswerten Artikel. Enttäuschung darüber, dass Kunst ihre eigenen Versprechen nicht erfüllen könne, sei schon immer der Grund für den Hass auf Kunst gewesen, so Autor Asmodeus. Die politische Perspektive des Artikels könnte man als kommunistisch bzw. antikapitalistisch beschreiben. Der größte Teil des Texts dreht sich um Gentrifizierungskonflikte in Los Angeles, deren Frontverläufe allerdings anders interpretiert werden als in klassischen Analysen: "Some extremely violent forms of gentrification won’t necessarily look like the stereotypical ''artists with fixies and cold brew moving into the hood' narrative." Der Tonfall ist hart, manchmal zynisch, die Argumentation allerdings durchaus präzise. Für mich einer der interessantesten Texte zu Kunst & Politik der letzten Zeit.
In Oakland hat eine ungewöhnliche Ausstellungsinstitution ihre Tore geöffnet: Das "Kapitalismus-Museum". Brandon Brown war vor Ort und beschreibt seine Eindrücke in einem Artikel für das Magazin Art in America.
Der Streit um die Intendanz Chris Dercons an der Berliner Volksbühne schwelt noch immer. Dercon, der zuvor das Museum Tate Modern in London leitete, hat kürzlich sein Programm vorgestellt. Inzwischen hat eine Petition, die eine Neuverhandlung der Zukunft der Volksbühne fordert, bereits mehr als 20.000 Unterschriften erhalten. Einer ihrer Unterstützer ist der Theoretiker Dietrich Diederichsen. Im Interview mit dem Tagesspiegel beschreibt er seine Sicht auf die Kontroverse, die ihm als "Kampf der Kulturen" erscheint. Die gegnerischen Parteien charakterisiert er folgendermaßen: "Deutschsprachige, sozialistisch-provinzialistische Gentrifizierungsgegner gegen die global und postkolonial orientierten Queerfeministen, denen vorgeworfen wird, das Geschäft des Neoliberalismus zu betreiben. In dieser Auseinandersetzung steckt noch viel drin, sie wird auch nicht offen genug geführt. Vor allem nicht vom Mainstream, der nur den sloganförmigen Schaum abschöpft."
Wolfgang Ullrich diagnostiziert in einem Essay für den Perlentaucher eine zunehmende Spaltung der Kunstwelt in zwei Sphären, welche immer weiter auseinander driften würden. Diskurskunst und Marktkunst würde sich so weit von einander entfernen, dass der gemeinsame Begriff "Kunst" bald nicht mehr zutreffen könnte. Den Autor beschleicht angesichts dieser Entwicklung ein Gefühl der Entfremdung. Über die Beendigung seiner eigenen Tätigkeit als Lehrkraft an diversen Kunsthochschulen schreibt Ullrich: "Zuletzt aber fiel es mir immer schwerer, mich überhaupt noch für etwas zu interessieren, was dort diskutiert und fabriziert wurde. Tatsächlich erschien mir vieles zu glatt, zu kommodifiziert, zu steril, anderes hingegen empfand ich als hypersensibel und selbstgerecht. So oder so aber spürte ich eine Art von Professionalität, die wenig mit künstlerischer Könnerschaft zu tun hat, sondern die vielmehr verrät, wie sehr Standards anderer Bereiche in die Kunst eingewandert sind. Es ist die Professionalität von Geschäftsleuten, die nichts dem Zufall überlassen wollen, oder die Professionalität von Leuten, die sich als Anwälte, gar als Missionare eines Themas verstehen und die daher ihrerseits keine Lücke lassen wollen."
Das rekonstruierte Berliner Stadtschloss soll nach seiner Fertigstellung bekanntlich das sogenannte Humboldt-Forum beherbergen, eine Art Völkerverständigungsmuseum, welches das Konzept des Ethnologischen Museums ins 21. Jahrhundert überführend soll. Swantje Karich zieht für die Welt eine Zwischenbilanz der quälenden Bemühungen, eine Vision für das riesige Bauwerk im Herzen Berlins zu entwickeln. Ihr Fazit fällt wenig optimistisch aus: "Tatsächlich haben noch nie so viele unterschiedliche Akteure – Bürger, Kuratoren, Politiker, Wissenschaftler und Aktivisten – so viel Zeit und Energie in ein neues Museum gesteckt, um dann nach aufwendigsten Personalveränderungen, geschassten Kuratoren, aufgekündigten Freundschaften fast vor dem Nichts zu stehen", so die Autorin.
Die Zusammenarbeit mit Galerien ist noch immer der wichtigste Weg für Künstler ihre Arbeit zu verkaufen, aber auch um Kontakte zu nichtkommerziellen Ausstellungsinstitutionen zu knüpfen. Auf artsy.com ist ein Artikel erschienen, welcher jungen Künstlerinnen und Künstlern Hilfestellung bieten möchte, die sich auf der Suche nach einer Galerie befinden. Eines der größten Problem dabei: es gibt viel mehr Künstler als interessierte Galerien, was die Machtverhältnisse stark verschiebt - zu Ungunsten der Künstler.
In Großbritannien wurden 2000 Menschen nach ihrem Lieblingskunstwerk gefragt. Auf Platz eins landete Banksys Schablonenbild "Girl with Balloon", noch vor Werken von Constable und David Hockney. Anlass genug für Guardian-Kritiker Jonathan Jones, seine gewaltige Abneigung gegen Banksy in einen Artikel zu gießen. Dessen Arbeit sei trivial und eindimensional: "Banksy makes art for the media age, particularly the social media age – art you can share in a second because it gives up its entire meaning immediately. He has invented the artistic equivalent of a tweet. You see it, you get it. Is that really all we want?" Die Entscheidung der Wähler ist nach Jones' Meinung symptomatisch für das gegenwärtige Erstarken des Populismus: "This is what scares and depresses me about Banksy. The very lack of art in his art is what makes it popular. Real art is elusive, complex, ambiguous and often difficult. […] We need to reject bullying populism in art. We need to reject it in politics too, if we want democracy to survive. In art at least it should be easy to state the obvious fact that majority taste is often dead wrong."
Eine Zeichnung von Donald Trump hat vor wenigen Tagen auf einer Auktion 29.000 US-Dollar eingebracht, wie unter anderem die New York Times berichtet. Zu sehen ist die Skyline New Yorks mit dem Trump Tower als zentralem Gebäude. Alle anderen Bauwerke sind nicht näher identifizierbar und erinnern entfernt an ausgestreckte Mittelfinger oder Penisse. Kein Satiriker hätte sich dieses Bild besser ausdenken können. Reality vs. Art – 1:0.
Elizabeth Peyton hat Angela Merkel für die August-Ausgabe der Vogue porträtiert, berichtet die New York Times. Ihre Darstellung der deutschen Kanzlerin ist überraschend jugendlich geraten. Peyton scheint vor allem von Merkels "Menschlichkeit" beeindruckt: "I was feeling one of her biggest strengths is her humanity; there is just nothing like that in my world that I see right now. It’s like a superpower", so die Künstlerin.