Spike-Redakteur Timo Feldhaus hat den Künstler Simon Denny Anfang März in dessen Berliner Atelier zum Gespräch getroffen, wenige Wochen vor dessen erster großer Museumsausstellung in den USA und der Eröffnung der Biennale in Venedig, auf der er Neuseeland vertreten sollte. Das aufschlussreiche und durchaus kritische Gespräch dreht sich vor allem um Dennys Künstlerbild, sein Verhältnis zum Kapitalismus und künstlerischen Erfolg bzw. nach welchen Kriterien er sich überhaupt bemessen lässt.

... heißt die erste Ausstellung von Valerie Knoll, die die ehemalige Leiterin der Kunsthalle Lüneburg nun in ihrer neuen Position als Chefkuratorin der Kunsthalle Bern für ihr neues Haus konzipiert hat. Georg Imdahl hat sie sich für die Süddeutsche Zeitung angesehen und bemerkt dazu folgendes: "Ihr Berner Ausstellungsdebüt widmet die neue Direktorin einem diffusen Unbehagen am Kunstbetrieb. Sie beklagt 'Posen der Distanzierung, anonyme Ästhetiken und unterkühlte Stimmungen'; Zeitgeisterscheinungen von inflationärer Kommunikation und zwanghafter Selbstoptimierung stoßen ihr ebenso auf wie die ständige Verfügbarkeit von Technologien, als deren Folgen sie Zeichen einer Entfremdung der künstlerischen Produktion wahrnimmt. All dies mündet in ein 'schales Gefühl' der Ausstellungsmacherin, das daher rührt, wie viel in der Gegenwartskunst 'einen seltsam unberührt lässt'". Imdahls Urteil über die Rohheit und Unmittelbarkeit proklamierende Ausstellung fällt wenig positiv aus: "Am Ende verdichtet sich der Eindruck, die Ausstellung "Raw and Delirious" wolle das Handgemachte, Zupackende und Tatkräftige noch einmal unter Artenschutz stellen und zum Refugium authentischen Künstlertums erklären. Als ob Kunst heute dann zu sich selbst käme, wenn sie knöcheltief ins Material einsteigt. Das aber ist ein überholt geglaubtes Klischee."

Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat seinen von den Behörden seines Heimatlandes konfiszierten Reisepass überraschend zurückerhalten. Weiweis erstes Reiseziel war München, wo er der Süddeutschen Zeitung auch gleich ein Interview gab. In dem auf Englisch vorliegenden Gesprächsprotokoll gibt sich der häufig als Regimekritiker bezeichnete Künstler erstaunlich nachsichtig seiner Regierung gegenüber: "[…] they’re not dumb. There are a lot of very human and smart people in the government. The doctrine is wrong. That’s why they never come out with the right result. They can not afford to make a change, if they would they would have to change everything. But I also have to be careful. It’s easy to destroy something. But you can’t be sure that you get something better after that. You have to work with the existing situation."

Danh Vo ist sicher gerade einer der Künstler der Stunde. Das Museum Ludwig in Köln hat ihm nun eine große Einzelausstellung gewidmet, die Julia Voss für die FAZ besprochen hat. Voss stört sich an dem nahezu klassischen Problem, das viele Kunstinteressierte mit neokonzeptueller Kunst verbinden: "Wie beim Tetris-Spielen kommt es sehr auf die Geschicklichkeit des Betrachters an, alle [...] disparaten Elemente zusammenzufügen. Baustoff ist das, was man sieht, und das, was dazu erzählt wird. Die Kombinationsmöglichkeiten sind geradezu unendlich - und auf Dauer ermüdend, auch beliebig."

Die Taz hat einen lesenswerten Artikel über die unterschiedlichen Formen von Ausbeutung im Kunstbetrieb veröffentlicht. Besprochene Beispiele sind unter anderem die Baustellen von Guggenheim und Louvre in Abu Dhabi, auf denen vor allem Gastarbeiter unter schlimmsten Bedingungen die neuen Dependancen der Museen hochziehen, und die unheimlich niedrigen Löhne die viele Mitarbeiter der Biennale in Venedig gezahlt bekommen. Ein Gespenst gehe noch nicht um in der Kunstwelt, so der Autor des Artikels. Aber: "[…] der Aktivismus nimmt zu, mit Prekarisierung und fragwürdigen institutionellen Praktiken finden sich immer weniger Kunstschaffende ab. Die Szene politisiert sich und Kunst könnte damit wieder mehr werden, wie Joseph Beuys sie sich einmal gewünscht hat: eine gesellschaftsverändernde Kraft", so das vielleicht etwas zu optimistische Fazit des Autors.

Es gibt neuerdings Clubs für reiche Kunstliebhaber, die als Gegenleistung für ihre stattlichen Mitgliedsgebühren unter anderem exklusiven zugang zu Museen und Kunstmessen auf der ganzen Welt versprechen. Auf Hyperallergic hat sich Seph Rodney mit diesem relativ neuen Phänomen beschäftigt. Er beschreibt den Anspruch und das Geschäftsmodell dieser Clubs, scheint aber nicht wirklich überzeugt zu sein von der Ernsthaftigkeit ihres Kunsterfahrungsversprechens: "There are several problems with the premise of this club, but they can be summed up in this concise diagnosis: privileged, smug laziness. The Cultivist may be able to provide easy access, but it cannot provide the tools most crucial for achieving intimacy with an artist’s practice or the rapture of meaningful insight: patient attention and intellectual effort. Neither of these capacities can be purchased with a membership."

Wer als Künstler noch schnell auf den Instagram-Selbstvermarktungshype aufspringen will, der findet auf LinkedIn eine praktische Einführung zum Thema. Wie immer, wenn Zwischenmenschliches und Ökonomisches bruchlos ineinander übergehen, wird es auch hier manchmal ein bischen widerlich: "The trick is that you have to give others some love in order for them to want to engage with you. #contemporaryart is the most effective place for finding quality contacts while #painting or #printmaking will provide you with a large quantity of followers who have less to offer in terms of career opportunities. Both types of contacts are important. You need amateur artist followers who are easily impressed, become your fans, and like everything you post so that the high-level contacts will respect that you have a following and be more likely to offer you opportunities because you have growing momentum and influence."