Die Plattform rhizome.org zeigt in Kooperation mit dem New Yorker New Museum eine Online-Ausstellung, die sich ganz auf zeitgenössische Malerei konzentriert, welche ausschließlich oder zumindest primär digital präsentiert wird, also nie für eine Präsentation im Realraum konzipiert wurde. Dazu fand vor wenigen Tagen auch eine Podiumsdiskusion zu den veränderten Produktions- und Rezeptionsbedingungen von Malerei unter digitalen Vorzeichen statt, deren Videoaufzeichnung ebenfalls auf der Website zu finden ist. Der Start der Ausstellungsreihe ist bereits äußerst vielversprechend – anschauen!

Das Handelsblatt hat einen schönen Artikel über die Galerie Nagel Draxler veröffentlicht. Christian Nagel, der seine erste Dependance vor 15 Jahren in Köln eröffnete, findet wenig Positives am Kunstmarkt der Gegenwart: "'Damals ging es den Künstlern vor allem um die Identifikation und Positionierung durch ihre Kunst' [...]. Ein ausgeprägtes Marktbewusstsein, wie es heute bereits bei Kunststudenten zu finden ist, hätte es nicht gegeben. 'Jetzt will jeder auch reich werden.'"

Wie weit dieser Wunsch von der Realtät entfernt ist, beschreibt Kito Nedo in der Süddeutschen Zeitung. Die finanzielle Situation der meisten Künstler sei katastrophal und das unter anderem aus folgenden Gründen: "Die Bereitschaft, alles zu tun, um Kunst zu produzieren [...] bedeute auch, dass man befristete Arbeitsverhältnisse sucht, Teilzeitarbeit, Arbeit im Dienstleistungssektor, um Zeit für das Eigentliche zu gewinnen. Wird dies zum Dauerzustand, steckt man irgendwann im Teufelskreis von Selbstausbeutung und Prekarität fest." Nedo bezieht sich in seinem Artikel vor allem auf die Situation im besonders künstlerbelasteten Berlin und stellt einige der politischen initiativen vor, die die Lage der Betroffenen verbessern sollen.

Die zunehmende Bedeutung von Kunstberatern innerhalb des Kunstmarkts ist Thema eines Artikels in der New York Times. Deren Zahl habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen – kein Wunder angesichts des für viele äußerst einträglichen Geschäftsmodells. Dabei gebe es durchaus problematische Aspekte dieser Entwicklung, beispielsweise potentielle Interessenskonflikte zwischen Beratern und ihren Kunden: "'They are increasingly acting as private dealers, rather than true independent advisers'", so einer der zum Thema befragten Kunstsammler.

Zum Thema "Veränderte Bedeutung von [...]" passt sehr gut folgende Selbstbeschreibung des Kunstsammlers Ed Waskiolty-Feldman, zu finden auf der Website seiner Sammlung. Waskiolty-Feldman begreift sich selbst als Künstler, der bereits vorhandene Kunstwerke zu einem neuen Meisterwerk vereint. Der Text ist stellenweise derart größenwahnsinnig dass es manchmal schwer fällt ihn nicht für Satire zu halten. Dabei stellt seine Auffassung des Kunstsammelns nur die extreme Variante eines Modells dar, welches von Boros, Falckenberg und Kollegen bereits seit Jahren kultiviert wird – Kunst sammeln als öffentlicher Ausdruck von Individualität, Kreativität und außergewöhnlichem Geschmack. Wobei Waskiolty-Feldman zusätzlich an ein Künstlerbild anzuschließen scheint, das aus dem 19. Jahrhundert stammt (Masterpiece, Masterpiece!). Hier also sein Statement in vollem Wortlaut:

"I am a collector. Collecting can leave a personal and distinctive individual trace. It is re-creating yourself. It is a creative process. This is the new aspect of art, a collector is an artist who assembles elements that are already art pieces to a new masterpiece. From a conceptual point of view there is the choice and the definition of his own persona, of the collector in short. Meanwhile from a formal and material point of view it is the choice of assembling the art works of single artists. To be a collector is to be the new artist. The protagonist of the art world shifted to a new level: now the artist is incorporated and re-represented within an extraordinary synthesis by the collection of the collector who becomes himself an artist. Yes, as material I take the artist's work result and use it to carry forward a new formal and conceptual dimension. It is like when Pytagoras said: '..look guys, the earth is not flat..' It took quite a while to make the world accept this new fact. The same thing is happening in the art world right now: my collection is the art work and I am the artist and the WASKIOLTY-FELDMAN Collection is my masterpiece."

PS: Wie sich nun herausstellte handelt es sich bei der Sammlung Waskiolty-Feldman tatsächlich um ein künstlerisches Fake von Catherine Biocca, das die Künstlerin für eine Ausstellung realisierte.

Und zum Schluss noch ein toller Comic mit dem Titel "The Artist", der von Anna Haifisch gzeichnet und auf Vice.com veröffentlicht.