Maler Neo Rauch im Interview mit der Zeit, 13. September 2017.

"Hipsters and artists are the gentrifying foot soldiers of capitalism", behauptet Stephen Pritchard im Guardian. Aufhänger dieser Überlegungen war eine Rede des neuen britischen Ministers für Digitales und Kultur, die jener bei einem Empfang der Creative Industries Federation gehalten hat. Der Hipster sei ein Kapitalist, so der Minister, was scheinbar eine gute Nachricht sein sollte. Pritchard schreibt dazu: "It is the establishment that now sees the hipster as the embodiment of autonomous, small-scale capitalist expansionism. But it is not just the hipster cast in this role. Artists are the neoliberal state’s troops. Artists make the first move into post-industrial, post-welfare state wastelands like brownfield sites and council housing estates and sow the seeds of cultural capital. They attract hipsters before, eventually, being displaced by them and their new middle-class neighbours. Both the artists and (some) of the hipsters – the ones who haven’t 'settled' yet – will move on, exploring, breaking away (again), developing new potential sites for capital 'investment'. And so the cycle of gentrification starts over again."

Jerry Saltz, Chefkritiker des New York Magazine, ist sicher einer der gegenwärtig populärsten Kunstkritiker. Sein Anti-Akademismus, seine Begeisterungsfähigkeit und Streitfreudigkeit sind dafür wohl die wichtigsten Gründe. Auf ohioedit.com ist nun ein ausführliches Gespräch mit ihm erschienen, in dem er seine Sicht auf die Verfassung und Aufgaben von Kunstkritik darlegt, aber auch über Kunst und Geld spricht: "Truth? Most of the art world is of the five-percent [...] I posted my bank-account of $3,300 to show that we’re all poor; we’re all living on the edge. Only about 1% of 1% of 1% of 1% of everyone in the art world makes money […] The art world is an all-volunteer army … If someone hates it here they can leave or get on with it and make it work for them somehow, to save themselves from the hell of not having a life lived in art."

Byung Chul Han hat sich in den letzten Jahren zu einem der populärsten deutschen Gegenwartsdiagnostikern entwickelt. Der an der Universität der Künste in Berlin lehrende Kulturphilosoph nervt schon lange mit seinem schwammig-assoziativen Kulturpessimismus. Magnus Klaue hat nun für die Zeit Hans Methoden gründlich auseinander genommen.

Der Spiegel hat kürzlich ein Interview mit Claus Peymann veröffentlicht, dem Intendanten des Berliner Ensembles. Peymann nimmt kein Blatt vor den Mund und teilt ordentlich gegen die Berliner Kulturpolitik und ihre Repräsentanten aus. Zum Teil erinnert sein Hantieren mit dem Genie-Begriff, aber auch seine Schlagfertigkeit und Eitelkeit an "Malerfürst" Markus Lüpertz. Das Interview bietet jedoch nicht nur Frechheiten, sondern durchaus interessante Einblicke in die politische Struktur der Berliner Theaterlandschaft.

Der von Peymann ordentlich abgewatschte Kulturstaatssekretär Berlins, Tim Renner, hat nun mit einer etwas peinlichen Affäre zu kämpfen: Vor wenigen Tagen wurde eine SMS öffentlich, die Renner an Vertreter des Noch-Koalitionspartners CDU geschickt hatte. Darin bittet er um Unterstützung für die Pläne Chris Dercons, dem umstrittenen neuen Leiter der Berliner Volksbühne, und düpiert den zukünftigen Koalitionspartner Die Linke. Die Berliner Morgenpost zitiert: "Lieber Koalitionspartner, mit den Linken werde ich wenig zu lachen haben. Dass ich ihren Sockelheiligen F. Castorf nicht verlängert habe, werden die mir nie verzeihen. Der Zorn trifft aber auch Dercon, der in Zukunft die Volksbühne führen soll."

In Washington wurde soeben das National Museum of African American History and Culture eröffnet. Lars Jensen beschreibt für die FAZ die inhaltliche Konzeption des Museums, den langen Kampf um dessen Realisierung und die Kontroversen, die es begleiteten.

Wer sich einen Eindruck von der Situation der zeitgenössischen Kunst in Russland verschaffen möchte, dem seien die folgenden Artikel ans Herz gelegt: Stephanie Dieckvoss hat sich für die NZZ auf der einzigen Messe für zeitgenössische Kunst umgeschaut, die es im Raum der ehemaligen Russischen Föderation gibt: der Cosmoscow. Sie berichtet außerdem ausführlich über die kleine, gebeutelte Galerieszene und lässt wichtige Protagonisten zu Wort kommen.

Dass der russische Staat ein etwas unentspanntes Verhältnis zur Kunstfreiheit pflegt, kann man unter anderem in einem Artikel der FAZ nachlesen, den Kerstin Holm verfasst hat. Darin beschreibt sie die Schließung einer Ausstellung des Fotografen Jock Sturges unter dem Vorwand, die Werke seien Kinderpornographie und würden Pädophilie propagieren.