Ein investmentorientierter Kunstsammler, zitiert von John Cheim, Kurator der Ausstellung "The Female Gaze, Part II: Women Looking at Men", als Beleg für seine "The last taboo is the penis"-These. Aus einem Interview mit artnews.com.

Politische Aktionskunst von Aktivisten wie dem Zentrum für politische Schönheit oder des Künstlers Ai Weiwei erfreut sich gegenwärtig großer medialer Aufmerksamkeit. Kein Verständnis für diese Form des Aktivismus hat Kia Vahland. In der Süddeutschen Zeitung schreibt sie: "Die Aktivisten handeln an unserer statt, oder tun zumindest so als ob. So entlasten sie uns, befreien uns mit ihrem tönenden Symbolismus von der Notwendigkeit, politisch zielführend zu agieren. […] Mit ihrem Katastrophismus degradieren [sie] ihre Rezipienten zu Politkonsumenten, die mit der Währung Aufmerksamkeit zahlen. Dafür bekommen diese gute Gefühle, ein bisschen Theater, nicht aber reale politische Anteilnahme."

Nicht politisch genug scheint wiederum anderen Zeitgenossen die gegenwärtige Kunstproduktion zu sein. In politisch aufgewühlten Zeiten wie den unsrigen seien die Kulturschaffenden merkwürdig still, so der Vorwurf. Autorin Sibylle Berg macht sich in ihrer wöchentlichen SpiegelOnline-Kolumne über solche pauschale Kritik lustig und bemerkt treffend: "Was ich bei dem Schrei nach dem politischen Aufsatz von KünstlerInnen nie ganz begreife - was soll sie dazu befähigen, unglaublich fundierte Analysen zum Zeitgeschehen abzugeben? Weil sie denken? Warum wird der Ruf nach politischen Statements von IT Ingenieuren nicht lauter, von Neurolinguisten? Rennfahrern? […] Journalist, du willst uns wohl deine Arbeit zuschieben. Ist es nicht an dir und deinen Kolleginnen, intelligente Artikel zur Lage der Nation zu veröffentlichen [?]"

Philosoph und Autor Patrick Spät hat in der Wochenzeitung Die Zeit einen Debattenbeitrag zum Thema "Berufliche Selbstständigkeit und (Selbst-)Ausbeutung" veröffentlicht. Spät bezieht klar Stellung – die fortschreitende Deregulierung der Arbeitsmärkte führe zu einer wachsenden Zahl an mitunter unfreiwillig Selbstständigen, die häufig unterbezahlt seien und in ausbeuterischen Verhältnissen arbeiteten. "In der sogenannten Kreativbranche zeigt sich schon jetzt, wie der Kapitalismus von Morgen aussehen könnte: Im Grunde arbeitet eine ganze (akademische) Generation nicht mehr, sie jobbt und hat Projekte. Dabei gewinnt oft der Billigste: Eine Lektorin prüft das Buch eines etablierten Verlags für 7,90 Euro Stundenlohn. Ja, das ist nicht einmal Mindestlohn. Macht aber nichts, denn die Frau arbeitet ja frei und bestimmt daher ihren Preis selbst." Späts Gegenmittel: Eine stärkere staatliche Regulierung der Arbeitsmärkte und eine gemeinschaftliche Organisation der Betroffenen in Gewerkschaften, um ihre Interessen besser vertreten zu können.

Die Instandhaltung und Pflege wichtiger Baudenkmäler wird in Italien häufig von großen Firmen finanziert. Thomas Steinfeld erläutert in der Süddeutschen Zeitung die Hintergründe dieser Entwicklung und prangert die zahlreichen Probleme an, die sich seiner Meinung nach aus dieser Private-Public-Partnership ergeben.

Die jüngsten politischen Veränderungen in der Türkei betreffen auch die dortige Kunstwelt. Gleich zwei Artikel beschäftigen sich mit der Lage nach dem Putschversuch: Die Welt lässt eine Istanbuler Galeristin und einen politischen Künstler zu Wort kommen, die beide wenig erfreuliches zu berichten haben: Der Hype um Istanbul als neue Kunstmetropole habe stark nachgelassen, deutlich weniger Künstler und Kunstkäufer aus dem Ausland würden in die Stadt kommen. Die Zeit wiederum hat ein interessantes Interview mit der Galeristin und Kuratorin Beral Madra veröffentlicht. Auch von ihr sind überwiegend pessimistische Töne zu hören. Die verhältnismäßig geringe Zahl an Kulturschaffenden, die in Folge der "Säuberungen" des türkischen Staates inhaftiert wurden, erläutert sie folgendermaßen: "Der Kunstbetrieb bildet eine ganz kleine Zivil-Initiative in der Türkei, er stellt aus Sicht der Regierung keine Gefahr dar. Die Kunst wird hier von den Mächtigen nur wahrgenommen, wenn sie dem Kulturtourismus oder der herrschenden Ideologie hilft. Repression und Zensur sind allerdings keineswegs fremd in der Kunst der Türkei."

Alex Katz, bekannt vor allem für seine reduzierten, großformatigen Portraits, kann auf eine fast 70-jährige Karriere zurückblicken. Artspace.com hat jetzt ein sehr ausführliches Gespräch zwischen ihm und dem Kurator Robert Storr veröffentlicht, was beide in den Jahren 2003 und 2004 geführt haben. Es bietet einen interessanten und unterhaltsamen Einblick in die amerikanischen Malerei-Diskurse der Nachkriegszeit, was auch an Katz' unbescheidener Art liegt. Kleine Kostprobe: "[Sigmar] Polke is about the best around, but I don’t think anyone is in my league technically."

Getty Images, eine der größten Bildagenturen der Welt, wird von der Fotografin Carol M. Highsmith verklagt. Grund für den Rechtsstreit ist eine  dreiste Forderung Gettys gegenüber der Klägerin – diese hatte einen Großteil ihre Oeuvres der Library of Congress vermacht und damit der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung gestellt. Getty nahm die Fotos in sein kommerzielles Portfolio auf und verklagte dann die Fotografin, weil sie eben jene Bilder auf ihrer Homepage verwendete, Getty aber das Urheberrecht für sich beanspruchte. Die Hintergründe dieses interessanten Rechtsstreits erläutert Andrea Diener in der FAZ.