Künstler Mark Flood über seine Abwesenheit bei der Eröffnung seiner ersten Museumsausstellung.

Hans-Jürgen Hafner, scheidender Direktor des Düsseldorfer Kunstvereins, und der Kunsthistoriker Wolfgang Brauneis haben einen gemeinsamen Artikel über Gerhard Richters Werkzyklus "Birkenau" verfasst, welcher bis Ende Mai diesen Jahres erstmals im Museum Burda in Baden-Baden zu sehen war. Ausgangspunkt des Zyklus sind vier Fotografien, die Häftlinge des gleichnamigen Nazi-Konzentrationslagers unter Lebensgefahr aufgenommen hatten. Die beiden Autoren untersuchen ausführlich die komplexen Mechanismen der mit dem Zyklus verbundenen Bedeutungsproduktion und der damit einher gehenden Wertschöpfungsstrategien. Auch die Mitwirkung der Medien an diesem Prozess wird von Hafner und Brauneis sorgfältig unter die Lupe genommen.

Um den fahrlässigen Missbrauch der "Black Lives Matter"-Bewegung (und anderer politischer Bewegungen, die sich gegen die Unterdrückung von Afroamerikanern wenden) als Marketinginstrument für Künstler und Galerien dreht sich ein Artikel von Taylor Renee Aldridge. Auf Artnews.com schreibt sie: "Artists have made systemic racism look sexy; galleries have made it desirable for collectors. It has, in other words, gone mainstream. With this paradoxical commercial focus, political art that responds to issues surrounding race is in danger of becoming mere spectacle, a provocation marketed for consumption, rather than a catalyst for social change."

Die Kunsthistorikerin, Kunstberaterin und Unternehmerin Marta Gnyp hat ein Buch über das Sammeln von zeitgenössischer Kunst geschrieben. Mit der Kuratorin Selina Ting hat Gnyp vor allem über ein Thema gesprochen, welches sie besonders irritierend fand: die Mär vom "guten" und vom "bösen" Sammler: "[...] I found two moral codes that define someone as a good or bad collector. The first one is: 'good collectors never sell the work they once bought'. They always refuse the temptation of the market and stay with what they buy. Galleries reward collectors who behave like this and treat them very well, saying they are great collectors! […] This moral code rules the market, and through this the gallery can control the prices. […] The collector who resells the work is threatening the system because if you sell the work, it suddenly appears somewhere else. The worst thing is the auction because if the price is too high, more collectors will try to sell the work, and if the price is too low, it causes a problem for the gallery prices."

Einer der bisher besten Kritiken zur gerade laufenden Berlin-Biennale hat Mark Siemons für die FAZ verfasst. Die von vielen als irritierend empfundene affirmative Grundhaltung vieler Arbeiten ordnet Siemons folgendermaßen ein: "Das [kuratorisch verantwortliche] Künstlerkollektiv DIS wird der 'Post-Internet Art' zugerechnet, die ihre offen ausgestellte Affirmation schon seit Jahren ihrerseits als Kritik versteht – nämlich an der sich selbst genügenden und daher längst leergelaufenen, affirmativ gewordenen Verpflichtung auf 'Kritik', der sich die Branche ausgesetzt sieht. Bezeichnend ist der Fachterminus 'Criticality' für das, was den Künstlern abverlangt wird, um Erfolg bei Kritikern und Käufern zu haben: eine Kategorie, die von konkreten Gegenständen der Kritik ganz losgelöst ist, eine sich in sich selbst erschöpfende Geste. Nicht unerheblich hängt der Marktwert eines Künstlers von seinem Ruf ab, dem Marktsystem kritisch gegenüberzustehen. Für eine junge Generation, die unter einem solchen Regiment aufgewachsen ist, kann Widerstand tatsächlich bedeuten, sich den Oberflächen zuzuwenden."

Aoife Rosenmeyer hat ein ausführliches Interview mit dem Künstler und Manifesta-Kurator Christian Jankowski geführt, welches in Art in America veröffentlicht wurde. Themen des Gesprächs sind unter anderem sein Doppelleben als Künstler und Kurator, seine eigene künstlerische Praxis und natürlich die gegenwärtig stattfindende Manifesta 11 in Zürich.

Die Debatte um die Zukunft der Berliner Volksbühne ist weiter in vollem Gange. Chris Dercon, ehemaliger Leiter des Londoner Museums Tate Modern, soll die Nachfolge von Frank Castorf antreten. Ein offener Brief der Theater-Belegschaft wandte sich dagegen, woraufhin eine ganze Riege hochkarätiger Kulturschaffender öffentlich die Chancen des Wandels beschwor. Nun hat die Zeitschrift Texte Zur Kunst einen weiteren offenen Brief auf ihrer Homepage veröffentlicht, überschrieben als "anonymes Künstler/innen-Statement zur Volksbühnendebatte". Die Autoren beschreiben ihr Anliegen folgendermaßen: "Es geht uns [...] nicht um Parteinahme in einer Personaldebatte, auch nicht um ein Plädoyer für eine identitäre Abgrenzung der einzelnen Künsten. Was in der bisherigen Debatte kaum erwähnt wurde, ist die Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen." Der Kunstbetrieb als Hort neoliberaler (Selbst-)Ausbeutung würde die "effizienten Instrumente" bereitstellen, um den gegenwärtigen Charakter der Volksbühne zu "exekutieren", welchen die Autoren folgendermaßen beschreiben: "Die Volksbühne ist nicht nur eines der wenigen glücklichen Beispiele für die gegenseitige Inspiration von ost- und westdeutscher Kultur in einer ansonsten binnen-kolonialistischen Politik. Sie führt definitiv ein geschichtliches Wissen fort als Handwerk, Gemeingut und als politische Arena einer linken Intellektualität, und das seit ihrer Gründung. Sie ist der Ort der langfristigen Ensembles, die mit ihrer Kollektivität eben nicht nur Starregisseure kreierten, sondern heterogene Gebilde von ganz unterschiedlichen Charakteren und Attitüden. Es ist diese Kultur der langfristigen, gemeinschaftlichen – und geistreichen – Produktion, es ist diese soziale und intellektuelle Rhizomatik als gesellschaftliches Programm und als geschichtliches Gedächtnis, das zerstört werden soll."