Der Direktor der Hamburger Kunsthalle, Hubertus Gaßner, zitiert in einem Artikel der Welt vom 29.04.2016.
Vier wirklich gute Künstlerinterviews sind mir in den vergangenen zwei Wochen über den Weg gelaufen. Beginnen wir mit einem Gespräch, dass die Huffington Post mit dem britischen Maler und Bildhauer Glenn Brown geführt hat. Brown, der durch seine poppigen Neuinterpretationen von klassischer und auch zeitgenössischer Malerei große Bekanntheit erlangte, beschreibt sein Verhältnis zu Originalität und Aneignung folgendermaßen: "[…] it is important as an artist, I think, to have an identity. Otherwise, nobody pays any attention. And although I’m saying it’s impossible to be original, I also believe that you have to try and be as original as possible and make objects that have never really existed before."
Richart Tuttle, amerikanischer Künstler des Postminimalismus, kann auf eine über fünzigjährige Karriere zurückblicken. Dylan Kerr hat den inzwischen 74jährigen für artspace.com zum Gespräch getroffen und ihn ausführlich zu seiner Arbeit und seiner Sicht auf die gegenwärtige Kunst befragt. Dass Tuttles Arbeit selbst äußerst kontrovers aufgefasst wurde, macht eine Anekdote des Künstlers deutlich. Seine Ausstellung im Whitney Museum 1975 brachte ihm so viel Kritik ein, dass er nicht einmal mehr entspannt Bahn fahren konnte: "[...] I couldn’t even take a train ride because the person next to me could have been one of the ones who was against me. I had to ride in between the cars where there wouldn’t be anybody else in the middle of the winter with the snow coming in."
Das i-D Magazine hat sich mit dem Künstler Olafur Eliasson getroffen, um sich mit ihm über seine aktuellen Projekte gesprochen. Die Werkstatt des Wahlberliners ist inzwischen auf über 100 Mitarbeiter angewachsen, darunter "Architekten, Handwerker, Leute für Recherche und Akademiker". Entsprechend vielfältig sind die Baustellen des Studios Eliasson: Neben eher klassischen Kunstobjekten, Brückenbauten und Monumentalskulpturen für den öffentlichen Raum beschäftigt sich Eliasson auch mit sozial-aktivistischen Projekten.
Anlässlich des 59. Geburtstags des Installationskünstlers Thomas Hirschhorn hat das New Yorker BOMB Magazine ein sehr schönes Interview aus dem Archiv gekramt. Das erstmals im Herbst 2010 erschienene Gespräch zwischen Hirschhorn und dem Künstler Abraham Cruzvillegas gibt einen wirklich guten Einblick in Hirschhorns Auffassung von Kunst und Leben und sein Verhältnis zu seiner Wahlheimat Paris.
Eine interessante Nachlese zum Berliner Gallery Weekend ist im Tagesspiegel erschienen. Die ökonomische Situation für kleinere Galerien werde immer schlechter, einige hätten bereits geschlossen, so Autorin Christiane Meixner. Doch gerade sie seien wichtig für den Berliner Kunstbetrieb – sie dürften mit ihrem "Mut zum Risiko und Experiment" nicht verloren gehen.
Der bekannte Kunsttheortiker Walter Grasskamp hat ein neues Buch vorgelegt zur gegenwärtigen Situation der deutschen Museen: "Das Kunstmuseum. Eine erfolgreiche Fehlkonstruktion". Hanno Rauterberg hat es für die Zeit gelesen und stellt in einem Artikel Grasskamps Thesen vor. Eine der wichtigsten: Viele Institutionen würden sich durch ihre Sammlungstätigkeit selbst immer mehr die Luft abschnüren: "Damit aber gibt sie nicht nur Geld aus, sondern erwirbt zugleich jede Menge Unkosten: für Transport, Lagerung, Klimatisierung, Restaurierung, Bewachung und vieles mehr. Diese Kosten steigen überproportional, denn je mehr Werke ein Museum besitzt, desto weniger kann es davon zeigen. In vielen Häusern liegt der Anteil der unsichtbaren, weil deponierten Werke schon heute bei 95 Prozent."
"Die digitale Müllabfuhr unserer Gegenwart" befindet sich auf den Philippinen - das behauptet zumindest der Berliner Theaterregisseur Moritz Riesewieck. Er hat sich auf die Spur derjenigen gemacht, die unsere sozialen Netzwerke von all dem reinigen, was den gemeinen User verstören könnte: "Bilder von Enthauptungen und Verstümmelungen, Videos von Sex mit Tieren, kinderpornografisches Material oder, viel weniger dramatisch, Dinge, von denen Unternehmen nicht wollen, dass wir sie sehen." In einem Interview mit der TAZ erläutert er die fragwürdigen Bedingungen, unter denen die Reinigungskräfte arbeiteten und prangert die schwere psychische Belastung an, unter denen sehr viele der Arbeitnehmer leiden würden.