Jonathan Meese, zitiert in einem Artikel der Zeit über kindische Kunstwerke, 27.03.2016.

Die Hamburger Soziologin Alexandra Manske hat eine umfangreiche Studie zur Lebenssituation von Künstlern und anderen Angehörigen der Kreativ-Branche veröffentlicht. Tom Mustroph hat sie für die Taz gelesen und stellt in seinem Artikel die wichtigsten Thesen des Buches vor. Interessant sind die Zahlen, die die Autorin für Berlin zusammengestellt hat: "Der Anteil der Kultur- und Kreativarbeiter an der Gesamtarbeitsbevölkerung erreicht hier zwar mit 10 Prozent den bundesweiten Spitzenwert. Ihr Pro-Kopf-Einkommen entwickelt sich aber weiterhin langsamer als das der anderen Beschäftigten in der Stadt und liegt auch um 10 Prozent unter dem der gesamten Bundesrepublik."

Noch mehr Zahlen zum Kunstmarkt der Hauptstadt findet der geneigte Leser in einem Artikel der Berliner Morgenpost, der eine aktuelle Studie der landeseigenen Investitionsbank Berlin unter die Lupe nimmt. Deren Fazit sei eindeutig: Die Kunstszene Berlins sei nicht nur ein "wichtiger Image-Bringer, sondern auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor" für die Stadt geworden. Vor allem die vielen auswärtigen Besucher brächten viel Geld in die Bundeshauptstadt. Weitere interessante Zahlen: 400 bis 600 Galerien gebe es, davon erwirtschafteten die größten Zwanzig 50% des gesamten Umsatzes von über 300 Millionen Euro (2013).

Wie auch schon von art berichtet, wird es im nächsten Jahr möglicherweise eine terminliche Kollision der zwei kommerziell wichtigsten deutschen Kunstveranstaltungen geben, namentlich der Art Cologne und des Berliner Gallery Weekends. Swantje Karich fasst in der Welt den Stand der Dinge zusammen und plädiert für eine friedvolle Koexistenz der beiden Kunstzentren Rheinland und Berlin.

Das Zentrum für Politische Schönheit ist bekannt für seine kontroversen Aktionen – man erinnere sich nur an die inszenierten (?) Beerdigungen von Flüchtlingen in Berlin Mitte letzten Jahres. Jetzt hat sich Phillip Ruch, der Kopf der Gruppe, den Schweizer Rechtspopulisten Roger Köppel vorgeknöpft. In guter alter Schlingensief-Tradition rief er in einem Zeitungsbeitrag zum Mord an Köppel auf und inszenierte außerdem einen Exorzismus, um dem Eigner der Zeitschrift Weltwoche den Geist des Stürmer–Herausgebers Julius Streicher auszutreiben. Andreas Tobler beschreibt für den Freitag die Ausgangslage und übt scharfe Kritik an Ruchs Vorgehen.

Yngve Holen ist sicher einer der aktuell angesagtesten jungen Künstler. Karen Archey stellt seine Arbeit für Frieze in einem ausführlichen Beitrag vor und erläutert außerdem den diskursiven Rahmen, innerhalb dessen seine Arbeit rezipiert wird.

Angesagter junger Künstler Nr. 2: Ian Cheng. Der studierte Kognitionswissenschaftler erschafft digitale Welten, die von Akteuren bevölkert sind, welche permanent live miteinander interagieren und so eine unabschließbare Eigendynamik entwickeln. Gianni Jetzer hat für [Spike9(http://www.spikeartmagazine.com/de/artikel/portrait-ian-cheng) ein Interview mit dem Künstler geführt. Es gibt einen sehr guten Einblick in Chengs Arbeitsweise und Philosophie.

Die Sammlung Falckenberg in Hamburg zeigt das zeichnerische Werk Raymond Pettibons gerade in einer große Einzelausstellung. Radek Krolczyk hat sich die Show für die Zeitschrift Konkret angesehen und scheint insgesamt wenig begeistert. Vulgär und übertrieben schwanzgesteuert seien vor allem seine neueren Arbeiten: "Inhaltlich bricht er […] Zeichen von Männlichkeit manchmal ironisch. Die Geste der Zeichnung allerdings ist so, dass man ihm diese Ironie nicht abnimmt."

Ein wirklich bemerkenswertes Interview mit der Malerin Jamian Juliano-Villani ist kürzlich auf artspace.com erschienen. Die Arbeiten der erst 29-jährigen haben zuletzt große internationale Beachtung gefunden, dementsprechend hoch scheint auch der Druck zu sein, dem sie ausgesetzt ist. Das Interview liest sich einfach großartig: Political Correctness scheint nicht so ihr Ding zu sein, es wird viel geflucht. Außerdem macht ihr unverhohlener Zynismus die Lektüre zu einem echten Vernügen. Kleine Kostprobe: "You’re in the mixed-blessing situation of being a 'hot' or 'buzzed-about' artist. How are you handling that kind of attention? - I’m not! Look at me—this sucks! I need a break. I also know I’m really lucky, so that’s why I work like this. [...] It’s tough shit, but I know it’s going to last another two years before this cartoon bullshit [der Style ihrer aktuellen Bilder] ends, and I’ll be fucked."

Eine Kopenhagener Organisation namens Freemuse hat einen Report veröffentlicht, welcher die Zensur und Unterdrückung künstlerischer Arbeit in den Blick nimmt. Weltweit habe es im Jahr 2015 doppelt so viele Angriffe auf die Kunstfreiheit gegeben wie im vorherigen Jahr. Dan Duray erläutert auf The Art Newspaper die weiteren Erkenntnisse des Papiers.