Die Journalistin Dawn Foster hat einen Trend ausgemacht, welcher ihr übel aufstößt – in einem Kommentar für das Huck Magazine schreibt sie über die Tendenz, sich als Angehöriger einer privilegierten sozialen Schicht mit Elementen einer vermeintlichen working class culture zu schmücken. Anlass für Fosters Artikel war ein Instagram-Post der Londoner Künstlerin Hetty Douglas, in dem sie sich über das angeblich niedrige Bildungsniveau einer Gruppe von Bauarbeitern lustig macht, während sie gleichzeitig in ihrer Malerei Sprachfloskeln verwendet, welche eher mit unterprivilegierten sozialen Schichten in Verbindung gebracht werden. Die Autorin beklagt, dass diese vorgebliche Sympathie nur eine oberflächliche sei und sich darunter eine tief sitzende Verachtung verberge: "[…] entering spaces you deem working class to show how real and down to earth you are, but retaining a sense of disgust at the people who are in the same space for reasons other than irony."

Wenn zwei so unterschiedliche Zeitschriften wie Monopol und Texte zur Kunst ihre aktuellen Ausgaben dem selben Thema widmen, dann kann man diesem wohl eine erhöhte Dringlichkeit zusprechen. Die Rede ist von Identitätspolitik, welche "[...] einmal ein wichtiges Instrument für die Kritik von Strukturen der Exklusion [war]", wie TzK in ihrem Vorwort zur aktuellen Ausgabe schreiben.

Kunstkritik aus identitätspolitischer Perspektive – dafür steht besonders die Website hyperallergic.com, wie unter anderem folgendes Beispiel illustriert: Kara Walker ist eine der bekanntesten afroamerikanischen Künstlerinnen der Gegenwart. In einem Statement zu ihrer kommenden Einzelausstellung beschreibt sie die Last der Erwartungen, die an sie gerichtet werden: "[...] frankly I am tired, tired of standing up, being counted, tired of 'having a voice' or worse 'being a role model.' Tired, true, of being a featured member of my racial group and/or my gender niche. It’s too much [...]" Lyric Prince kritisiert in ihrem Kommentar auf hyperallergic.com Karas Weigerung, ihre Rolle als Vorbild und Sprachrohr anzunehmen, als Verantwortungslosigkeit gegenüber allen nichtweißen Künstlerinnen und Künstlern und deren Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung: "Complaining about being a role model brings her attention, and I respect that hustle, but it’s becoming predictable and potentially destructive to artists of all colors who struggle alongside and look up to her."

Die Kunst und das Politische – eine gegenwärtig wieder viel diskutierte Paarung, deren Dringlichkeit und Notwendigkeit gerade in krisenhaften Zeiten immer heftiger beschworen wird. Anlässlich der Ausstellung "After the Fact – Propaganda im 21. Jahrhundert" im Münchner Lenbachhaus macht sich Georg Seeßlen im Freitag ein paar kluge Gedanken zum komplizierten Verhältnis von Kunst und politischem Aktivismus: "Politische Kunst ist weder eine ästhetische Form von Statement und Eingriff, noch selber eine mehr oder weniger avantgardistische Form von Propaganda (für die gute Sache); sie kann beides immer nur auch sein, wenn sie es aber nur ist, dann ist sie keine Kunst mehr. Eine verzwickte Sache, und seit es die Idee einer politischen Kunst gibt (also „schon immer“), führt sie uns in strategische wie theoretische Sackgassen." Die Ausstellung selbst adressierend schreibt er: "Eine Diskurs-Ausstellung sollte den Diskurs ermöglichen, ihn aber weder ersetzen noch vorwegnehmen."

Das "Palästina-Museum" hat kürzlich mit einer Kunstausstellung zum Thema Jerusalem eröffnet. Jochen Stahnke war für die FAZ vor Ort und beschreibt die Ausstellung als hoch politisch – so politisch, dass der Kunst die Luft zum atmen fehle, so die Einschätzung des Autors.

Wie sehr sich Methoden und Strategien der "alternativen Rechten" und künstlerische Anti-Establishment-Kritik ähneln würden, beschreibt Ana Teixeira Pinto in einem ausführlichen Artikel für die vergangene Ausgabe der Zeitschrift Texte zur Kunst

Anna Fastabend hat sich für die Süddeutsche Zeitung in der türkischen und deutsch-türkischen Kulturszene umgehört und verschiedene Protagonisten nach ihrer Einschätzung zu den Themen Schaffensfreiheit und persönliche Sicherheit befragt. Nach der Festnahme des türkischstämmigen Deutschen Doğan Akhanlı in Spanien durch Interpol scheinen viele verunsichert zu sein. Der Dramaturg Necati Öziri beschreibt die aus seiner Sicht schwierige Lage der Deutschtürken folgendermaßen: "Viele […] werden gerade von allen Seiten angegriffen. Einerseits will jemand wie der AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland die deutsch-türkische SPD-Politikerin Aydan Özoguz in Anatolien entsorgen und sagt den Deutschtürken allgemein, dass sie in diesem Land nicht richtig aufgehoben sind, andererseits wächst die Gefahr, von der türkischen Regierung und ihren Anhängern verfolgt zu werden." 

Es gibt vielfältige Gründe dafür, Kunst zu sammeln - Christian Saehrendt hat für die NZZ die gruseligsten zusammengetragen. Der Autor entwirft das Bild des Sammlers als das einer tragischen Figur, welche von psychologischen Unzulänglichkeiten und dem Bedürfnis nach menschlicher Nähe, Freundschaft und Anerkennung getrieben wird. Ein in vielerlei Hinsicht treffender und auch amüsanter Artikel, der allerdings an seiner einseitigen Fixierung auf das Defizitäre krankt. 

Dass Schenkungen von Kunstsammlern Museen viel Geld kosten können und warum das so ist, darum dreht sich ein Artikel von Peter Laudenbach, welcher in der Zeitschrift brand eins erschienen ist. Auch die Praxis der Leihgabe und deren Nutzen für Sammler und Institutionen ist Thema des Textes.