Zitat aus einem Essay von Bret Schneider zum Thema "Kunst im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz", veröffentlicht auf caesuraonline.com.
Jan Fleischhauer konstatiert in seiner Kolumne für Spiegel Online eine fundamentale Entfremdung der politischen Linken von ihrer traditionellen Klientel, den sogenannten "einfachen Leuten". Einer der wichtigsten Gründe sei ihre Fixierung auf Minderheitenthemen, Mittelschichtsprobleme und Identitätspolitik: "Nicht die behauptete Wende zum Neoliberalismus ist es, was der Linken das Genick bricht, sondern die Verengung auf Themen und Vorstellungen, die außerhalb von Konferenzräumen kaum jemand versteht", so der Autor. "Es ist einige Zeit her, dass man sich links der Mitte als Anwalt der einfachen Leute verstand. Heute sind einem dort diese Leute eigentlich nur noch peinlich, jedenfalls dann, wenn sie nicht so gebildet, vorurteilslos und weltgewandt sind, wie man das von den Deutschen erwartet". Man mag Fleischhauers Text für zugespitzt und polemisch halten, bezogen auf den Kunst- und Kulturbetrieb scheint mir seine Analyse allerdings ziemlich treffend zu sein.
Als letzte Woche bekannt wurde, dass in der Manchester Art Gallery eine Malerei abgehängt wurde, auf der nackte Nymphen zu sehen sind die einen jungen Herrn in den sicheren Tod locken, war die Empörung groß. Dabei übersahen viele in ihrer reflexhaften Wut auf die angebliche Verbotskultur der "Politisch Korrekten" ein paar wichtige Details: Das Bild aus dem Jahre 1896 wurde nicht permanent entfernt, sondern in einer Art künstlerisch-kuratorischen Geste temporär abgehängt, um eine Diskussion über die Darstellung von Frauen in der Kunst des Viktorianischen Zeitalters anzuregen. Diese würden, so die verantwortliche Kuratorin, entweder als passiv-dekoratives Bildelement dargestellt oder als "femme fatale". Stefanie Bolzen beschreibt in ihrem Artikel für die Welt den Stand der Diskussion und verteidigt die Aktion als wichtigen Impuls. Als Kontrastprogramm empfehle ich die Leserkommentare unter dem Spiegel-Online Artikel zum selben Thema.
In den letzten Wochen wurden immer mehr Angehörige des Kunst- und Kulturbetriebs beschuldigt, sich hierarchisch niedriger Gestellten gegenüber unangemessen verhalten zu haben. Die Bandbreite der Vorwürfe reicht von grenzüberschreitendem Verhalten über sexuelle Nötigung und rassistische Beleidigungen bis hin zu körperlicher Gewalt und Vergewaltigungen. Zu den jüngst Beschuldigten gehören unter anderem der US-amerikanische Künstler Chuck Close (siehe hyperallergic.com ) und Maler und Hollywood-Schauspieler James Franco ( news.artnet.com berichtete).
Eine an die Femen erinnernde Form des Protestes praktizierte die Künstlerin Emma Sulkowicz vergangene Woche – nur mit Unterhose und kleinen Sternchen aus Tape bekleidet posierte sie vor Werken des oben erwähnten Künstlers Chuck Close, aber auch vor dem Bild Les Demoiselles d’Avignon von Picasso. Sie spielte damit auf die Idee an, anstößiges Verhalten von Künstlern als Begleitinformation neben deren Werken anzubringen, wenn diese in Institutionen gezeigt würden. Picasso kritisiert sie mit folgenden Worten: „“Picasso’s main conceit are these lines that chop up women’s body. [...] It’s kind of dismembering bodies to rearrange them as more visually appealing.”“ Sarah Cascone fasst in Ihrem Bericht für news.artnet.com alle wesentlichen Details der Aktion zusammen.
Im deutschsprachigen Raum bestimmte der Fall des Filmproduzenten Dieter Wedel die Schlagzeilen der letzten Woche. Nun gibt es Vorwürfe gegen den ehemaligen Intendanten des Wiener Burgtheaters Matthias Hartmann – Mitarbeiter des Hauses haben einen offenen Brief veröffentlicht, in dem sie Ihm sexistisches und rassistisches Verhalten vorwerfen. Christine Dössel beleuchtet die Hintergründe des Skandals in ihrem Artikel für die Süddeutsche Zeitung.
"Die Ablösung alter Systeme erfolgt nicht durch Höflichkeit" - so antwortet Sibylle Berg auf Spiegel Online den Hatern, die sich von der #meetoo-Debatte genervt fühlen.
Themenwechsel - was von vielen bereits seit längerem erwartet worden war, wir nun von der Kunstmesse Frieze New York erstmals umgesetzt – wie news.artnet.com berichtet, gestatten die neuen Teilnahmebedingungen für das Jahr 2018 die Bewerbung von Kunsthändlern, die keinen physischen Galerieraum und kein regelmäßiges Ausstellungsprogramm haben. Zumindest im Bereich der zeitgenössischen Kunst war das bisher ausgeschlossen.
Das New Yorker Kunst-Kollektiv DIS, welches unter anderem die letzte Berlin Biennale kuratierte, hat sein Online-Magazin eingestellt. Statt dessen findet man nun unter dis.art eine Videostreaming-Plattform, auf der eine experimentelle Mischung aus künstlerischen und didaktischen Formaten zu sehen sein soll. Unter anderem findet man dort aktuell einen Dokumentarfilm über ein aktuelles Seasteading-Projekt, dessen Ziel es ist, schwimmende Mikro-Nationen vor der Küste Französisch-Polynesiens aufzubauen. Nun berichtet rhizome.org, dass das portraitierte "Seasteading Institute" einen eigenen Film veröffentlicht hat, dessen Titel identisch sei mit dem des DIS-Videos. Zusätzlich sei der Trailer für den Gegen-Film des Instituts erstaunlich ähnlich aufgebaut wie der des DIS-Dokumentarfilms. Es scheint sich um den Versuch zu handeln, eine Gegendarstellung aus Institutssicht so zu lancieren dass eine versehentliche Verwechselung der beiden Videos möglich wird. Ganz unverständlich ist der Wunsch nach Gegendarstellung nicht – zwar bemüht sich die DIS-Doku formal um Neutralität, allerdings hinterlässt die Darstellung des Seasteading Institute und seiner Sympathisanten einen unguten Nachgeschmack.
Humor und Polemik können durchaus Zutaten einer gelungenen Kritik sein, doch ganz ohne Fakten, Thesen, Argumente oder konstruktive Vorschläge geht es dann doch nicht. Ein besonders schlimmes Beispiel ist kürzlich auf Welt.de erschienen. Autorin Leonie Bartsch hat in der Rolle des interessierten Laien der Transmediale in Berlin einen Besuch abgestattet und aus ihren Erfahrungen einen Artikel destilliert, der praktisch ausschließlich Klischees über die ach so verrückte Kunstwelt reproduziert. Man erfährt nichts über das Kunstfestival, wird aber mit bereits millionenfach wiedergekäuten Hipsterklischees versorgt. Das ist nicht nur ein bisschen wenig, sondern schlicht eine Frechheit.
Jean-Michel Basquiat wurde in den 80er Jahren von Andy Warhol entdeckt, wurde schlagartig berühmt und starb schließlich tragisch im Alter von 27 Jahren an einer Überdosis Heroin. Heute gehören seine Arbeiten zu den teuersten der Welt. Anlässlich einer großen Überblicksausstellung von Basquiats Werken im Londoner Barbican Centre hat Olivia McEwan für hyperallergic.com einen schönen Artikel über dessen Leben und Wirken im New York der 80er Jahre verfasst.
Simon Strauß ist ein junger Autor und Theaterkritiker mit berühmten Eltern und einer Haltung zur Politik und Ästhetik, die von manchen Zeitgenossen in den vergangenen Wochen als „rechts“ bezeichnet wurde. Im traditionell linksliberal geprägten Kulturbetrieb ist die Aufregung häufig groß, wenn einer seiner Angehörigen sich öffentlich auf der falschen Seite des politischen Spektrums positioniert – so auch in diesem Fall. Mladen Gladić hat den Autor für die Wochenzeitung Der Freitag getroffen. Er gibt einen Einblick in den Stand der Debatte und versucht, dem Autor auf eine angenehm unaufgeregte Art näher zu kommen.