Zitat von Stephen Truax, zitiert in einem Artikel auf Artsy.net vom 08.02.2018.
Die Triennale des New Museum in New York genießt international großes Ansehen. Die aktuelle Ausgabe der Großausstellung mit dem Titel "Songs for Sabotage" versteht sich explizit als eine Plattform für politisch arbeitende Künstlerinnen und Künstler: "Together, the artists in 'Songs for Sabotage' propose a kind of propaganda, engaging with new and traditional media in order to reveal the built systems that construct our reality, images, and truths. The exhibition amounts to a call for action, an active engagement, and an interference in political and social structures [...]", so der Einführungstext auf der Homepage des New Museum. Jerry Saltz hat für Vulture.com eine schmissige Kritik zur Ausstellung geschrieben, in der er den politischen Anspruch und den Akademismus der Kuratoren polemisch und unterhaltsam auseinandernimmt, den Kunstwerken selbst jedoch einiges abgewinnen kann.
"[...] for an exhibition that’s engaged in its social and political moment, as the New Museum triennials avowedly are, “Songs for Sabotage,” despite some powerful work, feels oddly removed from the field" lautet die Einschätzung Holland Cotters, der den Kuratoren in seinem Bericht für die New York Times vorwirft, insgesamt eine eher harmlose Ausstellung zusammengestellt zu haben.
Einen äußerst aufschlussreichen Artikel über das Berufsbild des freien Kurators hat Scott Indrisek für artsy.net verfasst. Dabei kommen nicht nur die spannenden Seiten des Freelancerlebens zur Sprache, sondern auch die eher problematischen. So sei die Bezahlung häufig unterdurchschnittlich, was zum Teil auch daran liegen würde dass die Grenzen zwischen beruflichen und privaten Aktivitäten oft nicht klar zu ziehen seien: "'It’s very difficult to actually account' for everything that goes into planning a show, [Curator] Reyes Franco said.' There’s seldom a boundary between socializing, working, researching, or just having conversations. That’s why it becomes very difficult to assign value to what you do.'"
Ein Hinweis in eigener Sache - in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Konkret wurde ein Interview mit mir veröffentlicht. Thema meines Gesprächs mit Autor Radek Krolczyk: Kreative Arbeit im Spannungsverhältnis zwischen Ambition und Selbstausbeutung. Ausgangspunkt des Interviews ist meine Arbeit "Art Business As Usual".
Ein internationales Forscherteam konnte kürzlich nachweisen dass der Neandertaler sich künstlerisch betätigte, wie unter anderem Frank Patalong auf Spiegel Online berichtet. Warum das eine wissenschftliche Sensation sei, beschreibt Patalong folgendermaßen: "Insbesondere Höhlenmalereien galten als Monopol des modernen Menschen und schienen eine Art kulturelle und intellektuelle Grenze zwischen uns und unseren Verwandten und Vorfahren zu ziehen. Denen die Fähigkeit zu solchen kreativen Akten zuzugestehen, bedeutet zugleich, ihnen Fähigkeiten im abstrakten, symbolischen Denken zuzutrauen - und damit zwangsläufig auch eine komplexe Sprache. Es würde Wesen, die bis heute viele Menschen eher für eine Art 'Vormensch' halten, erheblich näher an uns heranrücken." Studienautor Dirk Hoffmann zitiert er mit folgenden Worten: "'Die Entstehung der symbolisch-materiellen Kultur ist eine fundamentale Schwelle im Laufe der menschlichen Evolution. Sie ist eine der tragenden Säulen dessen, was uns zum Menschen macht.'"
Künstlerische Kreativität, gepaart mit Individualismus - das sind die Bezugsgrößen einer Content Marketing Kampagne, die der Sportschuh-Hersteller Vans in Auftrag gegeben hat. Vier junge, in London ansässige Künstlerinnen und Künstler werden von Autor Dean Kissick zu ihrer künstlerische Praxis interviewt, dazu gibt es Fotos der Protagonisten, auf denen sie angeblich ihre Lieblingsvans tragen sollen. Sehr schön ist die Einleitung des Artikels: "Es ist immer ein gutes Gefühl, seinen kreativen Geist freizusetzen. Es ist eins der Dinge, die die Welt zu einem besseren Ort machen." Was für ein groteskes Missverständnis.
In einem Essay für die Neue Züricher Zeitung schreibt Wolfgang Ullrich über die kulturelle Wertigkeit von Mineralwasser und zieht dabei eine Parallele zur Kunst: "Mit Mineralwasser ist es wie mit moderner Kunst. Beide verheissen viel, beide können teuer sein, beide scharen Kenner und Experten um sich, deren Kriterien den meisten Menschen ziemlich rätselhaft erscheinen. Beide haben in den letzten zwanzig Jahren einen spektakulären Zuwachs an Aufmerksamkeit und Bedeutung erfahren – und mit beiden assoziiert man mittlerweile Luxus."
Im Zuge der zunehmenden Popularisierung der sogenannten Post Internet Art wurde Simon Denny international bekannt. Er beschäftigt sich in seiner Arbeit mit den Auswirkungen der digitalen Ökonomie auf die Gesellschaft, wobei die Tech-Industrie des Silicon Valley besonders im Fokus steht. In Interviews hat er sich in der Vergangenheit als Tech-Fanboy geoutet und sich offensiv als Künstler-Unternehmer positioniert. In einem Artikel auf news.artnet.com über Dennys aktuelle Ausstellung im MOCA Cleveland wird dessen Verhalten als Teil einer Performance dargestellt: "He explains that he has 'tried on various different hats and poses' in relation to tech culture, with each one reflecting the public’s sentiment toward Silicon Valley at a given time. 'When I was making that work in the mode of a fan, those [skeptical] narratives weren’t present in the media,'" so Denny. Tatsächlich wirken seine aktuellen Arbeiten widersprüchlicher und weniger affirmativ als viele seiner bisherigen Werke.
Der als "Bananensprayer" bekannte Künstler Thomas Baumgärtel ist nicht unbedingt bekannt für die Subtilität seiner Arbeiten. Eine besonders stumpfe Provokation des Künstlers hat nun zum erwünschten Ergebnis geführt: ein Bild, welches den türkischen Präsidenten Erdogan mit herunter gelassenen Hosen und einer Banane im Allerwertesten zeigt, wurde auf der Kunstmesse Art Karlsruhe ausgestellt und nach Protesten wieder abgehängt. Hintergründe zum "Skandal" liefert die Rheinischen Post.
Was passiert, wenn man auf einer hochkarätigen Kunstauktion als Höchstbietender aus dem Rennen geht, dann aber von seinem Gebot zurücktreten möchte? Welche Maschinerie dann in Gang gerät und wie häufig so etwas vorkommt, darüber berichtet Daniel Grant in seinem Artikel für den Observer.
In aller Kürze noch folgende Empfehlungen:
Rachel Wetzler bespricht für das Magazin The New Republic das neue Buch der Autorin Georgina Adam mit dem sprechenden Titel: "Dark Side of the Boom: The Excesses of the Art Market in the Twenty-First Century."
Außerdem: Ein wirklich interessantes Interview mit Arthur Jafa auf news.artnet.com. Thema ist unter anderem seine Einschätzung als afroamerikanischer Künstler zum Thema Identitätspolitik im Kunstbereich.