Zitat von Schriftsteller Michel Houellebecq aus einem Artikel der TAZ, 15.10.2017
"Warum sollte die Gesellschaft für eine Kunst bezahlen, die nur ein Handvoll von Leuten interessiert? Welchen Wert haben Kunst und Kultur für eine Gesellschaft, ganz unabhängig davon, wie viele Menschen sie konsumieren?" Um diese Fragen dreht sich ein Sendung von Katrin Albinus, welche vergangene Woche von Deutschlandradio Kultur ausgestrahlt wurde. Die Autorin spricht mit Literaten, Musikern und Künstlern über deren Einkommen und Lebenssituation, welche wenig überraschend als durchgängig prekär dargestellt wird. Interessant wird die Sendung vor allem dort, wo sie Einblicke in die Werkschöpfungsmechanismen anderer Kunstfelder gibt.
Fotokünstler Wolfgang Tillmans hatte sich mit einer Plakatkampagne in den vergangenen Bundestagswahlkampf eingeschaltet. Sein erklärtes Ziel: Nichtwähler zu mobilisieren und diese davon abzuhalten, für die AfD zu stimmen. Caroline Busta, Chefredakteurin der Zeitschrift "Texte zur Kunst", stellte in einem öffentlichen Facebook-Post die Frage, ob Tillmans Poster-Serie nicht eh nur offene Türen einrenne und ob sie mit ihrer Arty-Ästhetik sogar dazu beitrage, potentielle AfD-Wähler in die Arme der Rechtspopulisten zu treiben. Bustas Beitrag und Tillmans Antwort darauf haben TzK nun auf ihrer Homepage veröffentlicht.
Plakat und politische Agitation gehören einfach zusammen, darauf weist auch der Hamburger Maler Daniel Richter hin. Zur Unterstützung des in der Türkei inhaftierten Journalisten Deniz Yücel hat Richter nun ein solches entworfen, welches am vergangenen Sonntag auf der Frankfurter Buchmesse versteigert wurde. Im Interview mit Yücels Hausblatt Die Welt betont Richter allerdings: "Künstler sollten Stellung beziehen, aber das ergibt nicht automatisch gute Kunst." Auch zu den politischen Kampagnen von Wolfgang Tillmans hat er eine interessante Anmerkung: Sie solle eigentlich den Status Quo verteidigen. "Das Interessante daran ist, dass Tillmans überhaupt daran erinnern musste, dass sich die Haltung des Künstlers nicht von der eines jeden aufgeklärten Bürgers unterscheidet. Historisch gesehen ist die moderne Kunst aber immer eine Kunst des Radikalismus im Widerstand zur bürgerlichen Ordnung gewesen, die Zeiten ändern sich offensichtlich", so die Einschätzung Richters.
Vor zwanzig Jahren eröffnete im spanischen Bilbao das von Stararchitekt Frank Gehry entworfene Guggenheim Museum. Von dem Bau erhoffte man sich einen positiven Impuls für die strukturschwache Stadt, die sich vom Niedergang der Industrie in den siebziger Jahren noch immer nicht erholt hatte. Der Effekt fiel derart positiv aus, dass er einen eigenen Namen erhielt: Bilbao-Effekt. Rowan Moore vom britischen Guardian blickt anlässlich des runden Geburtstags nicht nur in die Vergangenheit, sondern beleuchtet auch aktuelle Beispiele für City-Branding Projekte, in deren Zentrum spektakuläre Museumsbauten stehen. Zudem nimmt er auch die Schattenseiten jener Entwicklung in den Blick, welche die globale Museumslandschaft in den letzten zwanzig Jahren maßgeblich mitgeprägt hat.
Mitte September machte die Zeitung Hessisch-Niedersächsische Allgemeine öffentlich, dass die Muttergesellschaft der Documenta kurz vor der Pleite stehe und mit einer Bürgschaft des Landes Hessen und der Stadt Kassel vor der Insolvenz gerettet werden müsse. Es folgten zahlreiche kritische Artikel, die nicht nur den künstlerischen Direktor Adam Szymczyk angingen, sondern auch nach der Verantwortung der Politik und des Aufsichtsrats der Documenta fragten. Kolja Reichert stellte der Geschäftsführerin Annette Kulenkampff in einem Interview mit der FAZ eine Menge unangenehmer Fragen zum Thema. Kulenkampff bestreitet den Vorwurf der Misswirtschaft und betont, es habe zu keinem Zeitpunkt irreguläre oder gar illegale Geldflüsse gegeben. Vor allem aber gibt sie einen äußerst interessanten Einblick in die komplexe Organisation einer derartigen Großausstellung.