Zitat der Woche: Pablo Larios über die zehnte Ausgabe der Berlin Biennale, veröffentlicht auf Frieze.com, 08.06.2018.

Vor wenigen Tagen hat die zehnte Ausgabe der Berlin Biennale eröffnet. Eine interessante erste Einordnung der Ausstellung hat Pablo Larios für frieze.com vorgenommen. Das Kuratorenteam um Gabi Ngcobo hatte im Vorfeld vor allem betont, was die Biennale nicht sein solle, so Larios. Der Autor sieht die Gefahr einer zu starken Fokussierung auf politische Themen, welche die Kunst in den Hintergrund treten lasse: "While there’s no 'concept' behind the show, somewhat refreshingly, just as with many conceptually ambitious exhibitions, the risk is still that of overreaching and losing sight of what this is all about: not international diplomacy but putting on shows. Not firing tanks but showing art." Larois' vorläufiges Fazit: "Based on my first visit, my guess is that this Biennale is primarily of interest not to artists, not to a curious public, not to Berlin’s wonderfully international population – and probably not to art historians, either – but to art professionals interested, for the time being, in the latest biennale by an emerging curator. I have no doubt that the curatorial team has put together a respectable, decent exhibition. But primarily, the show seems of specialist interest – mainly, to other curators, as an exercise in successful biennale construction after the auteur exhibition-making of recent years. It all smacks of 'positioning' and a tidy little world of arts professionals carrying branded totes."

Eine Ausstellung in der kalifornischen Stadt Glendale hat vor wenigen Tagen zu Protesten geführt. Die kommerzielle Galerie "The Pit" hatte eine Ausstellung im städtischen „Brand Library and Arts Center“ organisiert und sie ursprünglich "Vision Valley: The Glendale Biennial" genannt. Kulturschaffende hatten daraufhin einen Protestbrief veröffentlicht, in dem angeprangert wurde dass in der Ausstellung kein einziger Angehöriger der lokalen armenischen Einwanderer vertreten sei, welche immerhin knapp 40% der städtischen Bevölkerung stellt. In dem an die beiden Co-Direktoren von "The Pit" adressierten Brief heißt es: "We are writing to tell you about the immigrant communities whose erasure you are enacting. … By refusing to address our concerns, you entrench the position that we are not legible as cultural producers, cultural stakeholders, or participants in our city’s cultural sphere."Hyperallergic.com hat alle Details zur Kontroverse recherchiert. Die Galerie hat nun den Biennalen-Anspruch der Ausstellung gestrichen und sich in einem Statement entschuldigt. Die Protestierenden werfen den Organisatoren in einem neueren Text vor, das wahre Problem zu ignorieren und möglichst schnell zur gewohnten Routine zurückkehren zu wollen.

Loïc Gouzer, einer der wichtigsten Köpfe beim Auktionshaus Christie's, Abteilung Postwar und Contemporary Art, wurde von Andrew Goldstein zu allerlei Themen rund um das Thema Kunst & Geld befragt. Herausgekommen ist ein ausführliches, unterhaltsames und durchaus auch gruseliges Interview, welches auf news.artnet.com veröffentlicht wurde. Eine kleine Kostprobe aus dem zweiten Teil des Gesprächs: "You have people who can literally pull the trigger on a $20 million or $30 million painting just by seeing an image on Instagram, and without asking further questions. It’s interesting, socially, but sometimes I get a bit depressed about it. It’s sad that maybe only eight percent of the collectors today actually enjoy discussing art and asking questions. In a way, as specialists, we have so much to give. We have learned so much over the years. But now a lot of people don’t really care." Zum Thema Kunstmessen liefert Gouzer folgenden interesanten Vergleich: "[…] golf is something that businessmen can do together or talk about when they aren’t doing business—which only allows them to do more business. So now the art fair has become the new golf course."

Der Künstler Constant Dullaart kaufte im Jahre 2014 2,5 Millionen Instagram-Follower und verteilte diese auf die Accounts diverser Größen des internationalen Kunstbetriebs, so dass schließlich alle auf 100.000 Abonnenten kamen. Anika Meier hat für Monopol mit Dullaart über seine damalige Intervention und die Bedeutung Instagrams für die gegenwärtige Kunstwelt gesprochen, aber auch einige seiner aktuellen Projekte kommen zur Sprache.

Was die Strafzölle der US-Administration für die Stahlskulpuren Richard Serras bedeuten würden, hat Daniel Völzke in einem Artikel ebenfalls für Monopol skizziert.

Die Interview-Platform livingcontent.online hat ein Interview mit dem Künstler Ian Cheng veröffentlicht. Cheng wurde vor einigen Jahren mit potentiell unendlichen, in Echtzeit erzeugten Computersimulationen bekannt, in denen von künstlicher Intelligenz gesteuerte Wesen organisch miteinander interagieren und ebenfalls auf ihre simulierte Umgebung reagieren. Das Interview gibt interessante Einblicke in die Konzeption der Künstlichen Intelligenz in Chengs Arbeiten. Außerdem erläutert der Künstler die Bedeutung von Narrativen, welche einen wichtigen Gegenpol zur zufälligen Struktur der Arbeiten bilden würden, so Cheng. Sein Kunstverständnis liest sich wenig überraschend ziemlich technisch: "I’ve come to believe art is fundamentally a form of communication. It’s a form for literally compressing and transmitting a composite package of feelings, thoughts, perspectives, and ideas to another person: the viewer. We don’t have brain-to-brain interfaces yet, so we have to channel these psychic bundles into an intermediarymaterial form, a medium. The art of art is trying to maximize the compression and minimize the lossiness from my mind to yours, and the side effect of trying to do this is that new things get discovered along the way that expand the palette of possible experiences for humans."

"Seven on Seven" heißt ein experimentelles Format, welches jeweils einen Künstler bzw. eine Künstlerin und einen Protagonisten bzw. Protagonistin der Tech-Branche zusammenbringt. Beide Parteien entwickeln zusammen irgendetwas, was dann im Rahmen eines Vortrags vorgestellt werden soll. Initiiert von der Plattform Rhizome.org, fand nun Ende Mai die inzwischen zehnte Ausgabe des Formats statt. Künstlerinnen wie Avery Singer und Petra Cortright waren ebenso mit dabei wie hochkarätige Tech-Funktionäre, so zum Beispiel Kenric McDowell von Google Artists and Machine Intelligence. Die Vorträge der Protagonisten kann man sich hier ansehen.

Woran erkennt man schlechte Kunst? Dieser Frage geht Christian Saehrendt in seinem Essay für die Neue Züricher Zeitung nach. Knapp, präzise und nachvollziehbar beschreibt er Indizien, die auf schlechte Kunst hindeuten können. Unbedingt lesenswert!