Der Pantone® Fashion Color Report präsentiert und analysiert zwei mal jährlich die Modefarben der jeweiligen Saison. Die Interpretation der aktuellen Farbpalette zeichnet ein erstaunlich pessimistisches Bild unserer gesellschaftlichen Situation, die – folgt man dem Text - vor allem durch eine Überforderung des Einzelnen und ein Gefühl der Entfremdung geprägt zu sein scheint, hervorgerufen durch die Schnelllebigkeit unseres Alltags und die Omnipräsenz technischer Kommunikationsmittel. Ein eskapistischer Grundton durchzieht den Text; Sehnsucht nach der Natur, nach Innerlichkeit und Authentizität sprechen aus Eisemans Interpretation. Nicht zufällig wird der Report mit dem Ausdruck „En Plein Air“ überschrieben worden sein; er bezeichnet die Freiluftmalerei der Impressionisten gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Wie kaum eine andere Epoche prägt die Moderne die allgemeine Vorstellung vom Künstler als authentische Persönlichkeit und kompromisslosen Verfechter eines nicht entfremdeten Lebensstils.
Bendzullas Arbeit kann als ein Statement sowohl gegen das einseitige Abfeiern von Authentizität und Autonomie als auch – damit einhergehend – als ein Versuch verstanden werden, die Rolle des Künstlers in unserer heutigen Gesellschaft in Frage zu stellen. Dabei bedient er sich verschiedener Strategien der Entfremdung, die sowohl auf der Ebene der Konzeption als auch der Ebene des Materials ihre Wirkung entfalten. So basieren die Farbtöne der Hintergründe der ausgestellten Bilder auf den Modefarben der aktuellen Saison; Fragen der farblichen Gestaltung wurden sozusagen outgesourced. Motivlich greift Bendzulla auf Zeichnungen und Malereien zurück die sich überwiegend in Gesten erschöpfen und die durchgängig digital erzeugt oder zumindest bearbeitet wurden – ein Seitenhieb auch auf die im Color Report beschworene Technikfeindlichkeit. Als Trägermaterial dient zum einen Büttenpapier, welches zwecks Brechung seiner künstlerischen Aura auf eine Aluminiumkonstruktion aufgezogen wurde; zum anderen kommt klassischerweise Leinwand zum Einsatz und zwar in Form bedruckter Liegestuhlbespannungen. Bedruckte Sommerliegen werden üblicherweise im Außenbereich zu Werbezwecken eingesetzt. Aus eben diesem kommerziellen Umfeld entstammen auch die aufgedruckten Motive: Eine Werbeschönheit versucht sich in Freiluftmalerei, pseudoerotisches Posing inclusive. Die fast schon satirische Qualität des verwendeten Stockimage-Materials korrespondiert mit der verkorksten digitalen Malerei, die auf die drei nur leicht unterschiedlichen Motive appliziert wurde. Die gezeichneten Beschreibungen von auf Kunst bezogenen Tätigkeiten, die einige Büttenpapierarbeiten enthalten, verweisen auf den Beschreibungsstil kommerzieller Bilddatenbanken und stellen so einen Bezug zur Motivik der Liegestühle her.
„Spring 2015: En Plein Air“ stellt also einen Versuch dar einen Raum zu eröffnen, in dem sich die Pseudoheilsversprechen von ungebrochener Autonomie, Naturverbundenheit und Rückzug auf die eigene Innerlichkeit auflösen zugunsten einer komplexeren und widersprüchlicheren Art des Denkens und Handelns.